o.d.*

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Gestern war ich am Meer. Um 5 Uhr früh los, um 9 Uhr dort bzw. da, am Meer, und am späten Nachmittag wieder zurück, dazwischen Himmel, Sonne, Wolken, Familien, Hunde, Pferde. Ich liebe es, in den Äther zu schauen: wie selten kommt man in den Genuss! Auf dem Rücken im Sand liegen und die Augen und den Geist sich selbst an der großzügigen Weite erholen lassen. Dann wieder der staunende Blick auf die vielen Menschen, die sich vor allem am Sonntag dort ansammeln können, ein Hin-und Herbeschnuppern von Tieren, bei dem auch die sich fremden TierbesitzerInnen leichteren Zugang zur Begegnung miteinander haben. Andrerseits ist es ein geräumiger Spielplatz, wo die neuen Wurfgeschosse oder Bälle oder Drachen oder Surfboards ihren Ausgang haben und in prächtigen Ausführungen ihre Vielfalt zeigen. Das Meer, das Wasser, der Himmel, das Spiel, das Hungergefühl und das Essen, das vereint. Aber ich will (noch) etwas ganz anderes erzählen, das kommt von heute früh, als ich kurz unterwegs in die WDR 5 Nachrichten hineinhörte, es ging um die neuen Vorgänge in Aleppo. Berührt hat mich, dass Ban Ki-moon die Vollversammlung verlassen hat, weil er nicht mehr ertragen oder fassen konnte, dass  die dort unter grässlichsten Bedingungen ausharrenden Menschen nun noch massiver bombardiert werden, und in der Versammlung keine Lösung zustande kam, kein Erweichen versteinerter Gesichter. Manchmal hört man innen einen Gong schlagen, das ist nicht nur der eigene Gong, sondern ein Ton, der durch das Wesen der Menschen zieht und dort Wirkungen hervorruft. Man weiß, beziehungsweise wir wissen , dass auch in Deutschland noch nicht alle Wunden geheilt sind, wenn Heilung von einem Krieg überhaupt jemals möglich ist. Aber da läuft sie schon wieder ab vor unseren Augen, die große Menschenvernichtungsmaschine, für die man keine Worte mehr finden möchte und auch nicht kann. Dass jede/r tut, was er kann, mag wahr sein, aber manchmal kommt es einem doch sehr wenig vor. Eine meiner Kriegszeichnungen habe ich hier unten plaziert statt oben neben das Meer, wo es mir vorhin um ein Bild ging, in dem beides, das Meer mit den spielenden Menschen, und die dunklen Abgründe des Menschseins nebeneinander stattfinden können und ja auch tun. Aber nicht wirklich. Nicht nur das Wort, auch das Bild kann zu viel sein. Es ist trotzdem da.

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****************************************************************************************************************************  *O.d: overdosed/überdosiert.

 

 

 


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