vorübergehen(d)

„This, too, shall pass“, also „auch dies wird vorübergehen“, ist der exzellente Satz für etwas, das unleugbar, also wahr ist. Es trifft auf alles zu und niemand kann dem entkommen. Auch wenn die immer mal wieder auf-und (wieder)untertauchenden Unsterblichkeitsgrübler die medizinische Dosis hervorbringen könnten, mit der man ein paar Jährchen würde dranhängen können an das schon Gelebte, so müssten wir doch den Nachen besteigen und hinüberdriften ins Ungewisse, also verschwinden. Oft wird das Verschwindende besser bemerkt, wenn Dinge, wie zur Zeit, schnell an Wert verlieren: Kalima, noch das alte Samsung, wie!? Ich mag ja die Ewigkeitsillusion des alten Samsung, weil es tut, was es kann, mehr muss es  nicht. Was mich mehr erstaunt ist, dass ich selbst einige Erscheinungen jetzt für unsterblich halte. Zum Beispiel die Anbetung der Götter. Es ist ja nicht so, dass sie mal zu Gast waren und sich dann verabschiedet haben, zum Beispiel, weil die Menschen nicht belehrbar waren, beziehungsweise sind. Nein, sie waren nie weg, immer waren Gott und Götter und natürlich auch Göttinnen da, die sind auch unzertrennlich. Sie bewegen sich einerseits im Außerirdischen, andrerseits kann man sie auf jeder Seifenpackung finden, oder in den Teig hineinkneten -und murmeln. Das ist das wahrhaft Vertrackte an der indischen Welt, dass man sich dieses ungeheure Chaos ohne Mitwirkung der heiligen Aliens gar nicht vorstellen kann, Gott bewahre, das wäre zum Fürchten. Noch mehr Selbstmorde und Vergewaltigungen könnte selbst der gottesfürchtendste Mensch nicht ertragen, er müsste sich ja fragen: Was (zum Teufel) ist hier los!!! Gestern kamen laut weinende Frauen zum See, ich habe nachgefragt und gehört, dass ein junger Vater sich vergiftet hat, weil er das geliehene Geld nicht zurückzahlen konnte. Täglich, sprachen sie über ihn, ging er um den See herum, war freundlich und gut, und nun das. Wie oft müssen sich irgendwo in der Welt immer mal wieder Einzelne gefragt haben, ob die da oben vielleicht das Problem sind, herzlos und nur mit eigenen Gelüsten beschäftigt. Auch Jesus würde heute verhaftet werden, wenn er derart im Tempel rumtoben würde wie damals, obwohl man heimlich hofft, dass das keine fake news sind wie so vieles andere. Wer würde nicht gerne mal irgendwas Abscheulichem so richtig die Meinung sagen!!??, aber hier am heiligen See, gesegnet sei sein Name, kann keiner irgendwem irgendwas sagen, was den Brahmanen und Göttern nicht gefällig ist. Das System ist nicht nur durch und durch korrupt, sondern auch abgesegnet von uralten Weisheiten, unsterblich ist dieses System, keiner kann dran rütteln, denn es bewegt sich von selbst; unaufhörlich dreht es sich weiter und keiner kann entkommen, denn auch die verschwindende Materie, also die Körper, werden wieder verwendet und umgestaltet. Denn selbst die Asche, gesegnet sei ihr Name in jeder Sprache der Welt, selbst die Asche, nein!, vor allem die Asche enthält noch genug Nahrung, um jederzeit als Medizin auf hoher Ebene eingebaut zu werden in den Speicher. Wenn man Jorge Luis Borges liest, bekommt man eine flüchtige Ahnung von den Dimensionen, die hier das Spiel beleben. Daher bleibe ich dran an der Frage, ob dieses offensichtlich so Flüchtige nicht doch einen stabilen Urgrund hat, den man bewohnen könnte während der verbleibenden Anwesenheit.

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