Vom Kriegen II

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Auf einmal ist es da, das aufgedrehte Werk des Sensationellen. Auf der ganzen Welt rücken die Elite-Reporter ins Licht und in den Bann der Gefahren. Schon hat das Grauen Worte, eine Anfangszeit, ein Datum. Orte. Opfer. Die Geschichte enthüllt sich, nimmt Formen an, sammelt und organisiert Sprecher und Sprecherinnen, um dem Sprachlosen eine Sprache zu geben, Gesichter, Struktur. Manche Soldaten verstecken sich in den Reihen der Fliehenden. Eigentlich sollen sie das Land verteidigen, aber wer soll das wollen? Auch wir wissen mal wieder nicht, wie wir den scheinbar weit entfernten Krieg wahrnehmen können/müssen/sollen. Keine/r weiß es, denn in dieser vernetzten PlanetenbewohnerInnenschar gibt es keinen Weit-Weg-Krieg mehr, sondern den Nah-Krieg der Weltenfamilie.

Der Kampfgeist auf den Zuschauertribünen  ist bereits in Hochform.
Man hängt an der Info, aber man hängt auch an der Entfaltung des
Unvorstellbaren. Das ist der Krieg. Alle sagen, sie wollen ihn nicht.
Aber alle sind da, wenn er kommt. Wenn die Armeen voranmarschieren,
und Panzer und teure Bomber ihren irrsinnigen Wert unter Beweis
stellen sollen, da bildet sich dann eine hohe Konzentration, ein
gigantisches Kraftfeld. Das hat eigene Dynamik und eine eigene
Sprache. Dort nennt man Menschen auch „weiche Ziele“. Solche Worte
können in einem den Wunsch nach Wissen erlöschen. Man reicht sich
die Hand aus der Grube des Fassungslosen.

Manche überleben tatsächlich, andere sterben.
Man geht davon aus, dass der Andere stirbt.
Hohe Verantwortungen werden durchgeführt.
Solche Aufmerksamkeit, solche Einsätze an Energie
und Kosten wünscht man sich zum Aufbau eines
Kraftfeldes des freundlichen Umgangs miteinander,
doch dafür benötigt man Mut und die Künste und die
Unterstützung des Anderen. Leider verblassen dann
oft die Geprächsebenen, ebben aus und schwinden
dahin und lassen uns mit uns selbst zurück ohne
Knabberzeug und gemeinsames Traubenschmausen.
Das Gespenst, das umhergeht, wird größer. Es ernährt
sich von den Kriegsgerichten der Angst. Man ist allein
im Getümmel und keiner hat mehr Zeit für das Runzeln
der Augenbrauen.

Der Krieg ist eine tierisch ernste Angelegenheit.
Nur nicht alleine sterben müssen inmitten
des kollektiven Blutrausches! Lieber mit der kollektiven
Überwindung der Hemmschwellen entlangschwimmen.
Dann gewinnen die Comics an abgründiger Tiefe.
Auch der Krieg lebt vom Spontanen. Es ist völlig ungewiss,
ob man da lebend herauskommt, und vor allem wie
und als wer!?

Sind das nur Schatten, die über das menschliche Herz fliegen?

 


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