human being

Hier noch einmal im display die zwei Worte, die mich veranlasst haben, dann doch in Indien auch so ein T-shirt zu kaufen, wohl wissend, dass ich es nie anziehen würde, es war nur für die beiden Worte. Es gab im Dorf unter jüngeren Einheimischen und Durchwanderern aller Art kaum jemanden, der nicht mal dieses Shirt trug, es war zu haben in allen Farben. Diese Worte, auf Körpern herumwandernd, übten auf jeden Fall einen hypnotischen Reiz aus. Immer wieder forschte ich nach, welche/r Träger/in angesprochen war von dem tieferen Sinn der unauffälligen Botschaft, eben genau diesem Unterschied zwischen „human being“ und „being human“, also zwischen „Mensch“ und „Menschlich sein“. Es scheint ja so, als müssten wir ziemlich mühsam und geduldig herausknobeln, was unseres Erachtens ein Mensch ist, während wir es die ganze Zeit sind. Eben, aus „Es“ soll „Ich“ werden, vielleicht war das auch damit gemeint. Wie komme ich vom Menschsein ins Menschlichsein. Nicht, was unseres Erachtens, sondern was meines Erachtens ein Mensch ist oder sei, oder wer dieser Mensch eigentlich ist, der man geworden ist, beziehungsweise ich geworden bin. „Mensch“ ist an sich genderfrei und von Anfang an ist man ja Mensch. Man wird als Mensch geboren, und es hilft gar nichts, dagegen zu sein, so, wie ich neulich von sogenannten Antinatalisten gehört habe, die gegen das Geborensein sind, weil keiner sie gefragt hat. Das ist richtig. Schon früh fängt das komplexe Handhaben des Schicksals an, schon früh ist es wesentlich, wie und ob mir die Geschehnisse in der Welt, heißt um mich herum, vermittelt werden, und dann: wie ich es selbst sehen lerne und sehe. Wenn ich an Begegnungen mit Menschen denke, die durch innere Berührungen unvergesslich geworden sind, dann, denke ich, reift da etwas Menschliches im Stillen vor sich hin. Es übt seinen Seiltanz zwischen den verfügbaren Extremen hin zu einer Mitte, und was trägt da hin zum Kern und kann das Vorhandene balancieren, das Eine mit dem Anderen, den Anderen mit der und dem Einen. Wenn wir auf das Fremde unseren eigenen Schicksalsblick werfen, so als könnten wir unseres Traumas Rätsel durch einen Anderen enträtseln, dann navigieren wir noch nicht im Ungewissen. Das Rätsel ist doch eher, dass jede/r Anwesende Mensch ist, aber dadurch nicht unbedingt und automatisch menschlich. Manchmal, wenn einem Menschen das wahrlich Unsagbare geschehen ist, denn dafür gibt es viele Formen und wenig Worte, kann es sein, dass solch ein Mensch ins abolute Nichts geschleudert wird und jeglicher Halt entschwindet. Gibt es nun wirklich gar nichts mehr, an was er oder sie festhalten kann und das Bewusstsein findet sich hellwach in der Aschennacht, dann kann es sein, dass auf einmal das Laub raschelt. Die Welt hält den Atem an. Da ist ein Mensch, der ihr den Rücken kehrt! Dieser Mensch hat  Zeit, ihr den Rücken zu kehren. Er kennt nun den Pfad vom Tod in das Leben und zurück. Wer ist dieser Mensch? Wir wissen es nicht. Etwas in uns baut unermüdlich einen eigenen Weg, der nur durch Teilnahme wahrnehmbar wird.

Leave a Reply

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.