bombig

Als die berühmten und berüchtigten Sixties mal von Polanski reflektiert wurden, meinte er, sowas wäre einmalig gewesen in der Geschichte der Menschheit. Abgesehen davon, dass jeder vorüberziehende Moment eine innewohnende Einmaligkeit besitzt, so war mit der Aussage wohl auch gemeint, dass eine nicht mehr rückgängige Veränderung in der Gesellschaft aufgetreten war, ausgelöst durch eine, wie man es nennen könnte, geistige Bombe, ein kollektives Bewusstsein, das auf einmal durch einen Auslöser solch eine Zündkraft entfaltet und keiner die Wirkungen vorhersehen kann. Die Wirkung von Bomben kann sehr unterschiedlich sein. Oft ist die Ansammlung der Kernkräfte ein schleichender Prozess. Deshalb sind auch spätere Fragen über eine Zeit oft irreführend und schwer zu beantworten. Wann waren wie viele Deutsche bereit, am Mord der Juden mitzuzwirken, bis zu dem Moment, wo die Bombe ihre verheerende Wirkung zeigte. Welche Einstellung war der entzündende Faktor, der alle zusammenschweißte für die historische Saga  der Entmenschlichung. Der Antrieb der Sixties war wohl so etwas wie eine Notwendigkeit der Befreiung von dieser großen Beklemmung, als alle schnell wieder ins normale Spiel verfielen, was wiederum einen Professor wie Timothy Leary zur Aissage brachte, man bräuchte die Bewusstseinsdroge LSD, um aus diesen inneren Gefängnissen auszubrechen. So, wie es eine Zeitlang möglich ist, an den Olymp der Götter zu glauben, so war es da auch möglich, die Verwandlung der Welt durch Love and Peace als eine Realität zu betrachten. Und in der Tat, die Auswirkungen der Bombe waren  nicht nur tödlich, sondern ganz neue Lebensräume wurden erschaffen und pflanzen sich bis heute fort, auch daran erinnernd, wie alles vergeht und eines Tages auf einmal das, was gerade noch belebend wirkte, sich wie grauer Staub eigensinnig als das Vergangene zu erkennen gibt. Auch ein Herumknabbern an LSD, höre ich, ist wieder „in“ unter Jugendlichen, nur so als Anschwung vermutlich über die Schwelle der Schwerkraft hinweg. Vor allem die Bomben, die durch ein kollektives Bewusstsein zur Explosion gebracht werden, sind in der Wirkung schwer einzuschätzen. Frau Merkel bekommt an der Harvard University die Doktorwürde und erntet verdienten Beifall, was ihr die Möglichkeit gibt, ihren Rückzug anzumelden. Das ist auch wichtig: zu wissen, wann man innerlich zurücktreten muss, damit die gewonnene Souveränität weiteres Auftreten ermöglicht, wenn angefragt, und wenn erwünscht. Das Zurücknehmenkönnen der Zugaben, das weiteres, lebendiges Dasein ermöglicht. Während sich langsam die subatomaren Teile wieder sammeln und in eine gefestigtere Form zurückmutieren, ist es sicherlich ratsam, die Bewegung zu nutzen und sie einzusetzen, wo sie am besten verankert ist. Kein besserer Hafen in Sicht als das Individuum. Ein Aufruf zu innerer Freiheit. Das Fragezeichen lass ich mal weg, auch die Fragen können sich selbst melden, warum nicht.

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