da!

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Gut gelaunt kommt sie nach dem Frühstück oben an. Es hatte seit Wochen schon Gefechte gegeben mit gewissen Ergebnissen, die sich im Ungewissen verliefen. Nun war Feuerpause. Draußen die Ausschweifungen der Natur als grüne Hölle, innen die Bürde erworbener Freiheit, täglich neu sortiert. Verstehen, wie man handelt, während man beobachtet, was man tut. Vom Klang her klingt das gespalten, vom Gefühl her aber beweglich und handlungsfähig. Nun, beim Abstreifen der schweren Rüstung und inmitten ihrer Eremitage stehend, kommt ihr der Gedanke an das Gold einer fremden Kultur, das in ihr Leben getreten und durch ihre Augen geflossen war. Es ist wahr, dachte sie weiter, dass, wenn dieses Gold durch meine Augen fließt, es mir gut ergeht. Ich habe die Kinder-Zwiebeltürme aus 1000 und meiner Nacht umgesetzt und habe an den Ufern eines heiligen Sees die Gesetze des brahmanischen Zwiespalts erleben dürfen, und wie die verführerischen Dinge das einfache Leben zwischen Sandelholz-Stirnaufstrich und gespenstischer Haushaltskunst gestalteten, und alles mit unbezahlten Angestellten aus dem Götterprogramm der 33 Millionen Haupthoheiten. Das war noch ein Leben!!! Sie lächelte vor sich hin in Erinnerung an Vollmonde und Neumonde, wo sie gemeinsam mit nun Aussterbenden telekommunizieren konnte in Erinnerung an ein immenses Etwas, das vielleicht so gar nie war. Anders war es, ja. Leiser. Gehaltvoller. Kollektiver. Wir sehen einen ausgestopften Eisbären auf einem zeitlosen Tierfell lagern. Sie überprüft ihr Gedankenmaterial, steht kurz gedanklich in einem Zimmer mit Holzofen und sieht dem Prasseln der Scheite zu. Dann erzeugt sie kurzerhand einen Pfad über den Schatten zwischen Idee und Wirklichkeit. Da war es 10 Uhr 03 und die Welt geräumig.

 

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Mit einem gewissen Staunen finde ich in meinem Text die Worte „Gefechte, Feuerpause und Rüstung“ vor. Stimmt ja. Wir tragen ab und an Panzer, bewegen uns in Gefechten, meist Wortgefechte, und dann gibt es die Feuerpause, in der die Chance liegt, hilfreiches Material zuzulassen, damit das Ganze nicht endgültig eskaliert. Das Grauen über die unmenschlichen Vorgänge in Syrien haben aber tief an der Wurzel der Vorgänge auch eine unheimliche Verbindung mit unseren Schicksalen: das Entgleiste, das zu vernichtenden Resultaten führt, wo etwas sich abspielt, was eigentlich niemand fassen kann. Es ist das Fassungslose, das erschreckt…die Systeme, in denen das Unmenschliche seinen Gang nimmt, wenn der Einzelne die Verantwortung für sein eigenes Handeln Anderen überlässt, die wiederum nur eigene Ziele verfolgen. Ich fand es sehr überraschend, dass in der Mitte des indischen Epos „Mahabharata“ Krishna, der Gott der Liebe, der hier der Wagenlenker des Helden Arjuna ist, der wiederum in der Mitte des Krieges auf einmal eine Sinnkrise hat und sich nicht vorstellen kann,  Mitglieder seines Familienclans, die im Zwist liegen, zu töten, und Krishna ihn hier die Unausweichlichkeit des Schicksals lehrt…und ja, es scheint in der Tat unausweichlich, aber ist es das wirklich? Oder kommt es letztendlich vor allem darauf an, wie ich/wir mit dem Gegebenen umgehe/n?

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