ghosts

Wenn im Januar die Tage anbrechen, meistens drei,  wo die Sonne sich nicht durchsetzen kann, ist es besser, draußen nicht unnötig Zeit zu verbringen Ein schaudriges Schütteln geht durch die Menge, und man kann noch einen Hauch spüren von dem Zusammenhalt, der einmal war unter ihnen, und nun sind es eher die Geister, die umherirren, und es wird klar, wie viele es gibt unter Einheimischen, die keinen angenehmen Ort haben, an den sie sich zurückziehen können vom kollektiven Schaudern. Ich wollte das Bild eigentlich „Das Füttern der Gelüste“ nennen, aber den Fütterer habe ich entfernt und nur die Geister gelassen. Und in der Tat, wenn man die Geister ruft, dann kommen sie. Geister der Vergangenheit, was sind das für Geister. Es kontempliert weiter vor mich hin. Automatisch taucht mehr Material auf. Wie ist denn jemand, den man jahrelang gut kannte, eigentlich gestorben? Wer war bei ihm? Und welcher Geist interessiert sich so für eine bestimmte Zeit, dass es ihn oder sie anregt, einen Film zu machen oder ein Buch zu schreiben, und auf einmal trete ich dort auf als jemand, über die man mal nachgeforscht hat. Menschen werden interviewt, die die Person kannten, nämlich mich, und die sagen, an was sie sich erinnern: wie man war, und was man trug, und wo die letzte Spur sich verlor für die Nachforschenden. Muse soll ich gewesen sein, und dann eines schönen Tages Nonne geworden, ach nee, wusste ich gar nicht. So kann es sein, dass man seinem eigenen Geist  begegnet. Da ich ja noch anwesend bin, kann ich mich natürlich auf ein Gespräch mit ihm einlassen. Auch kann es gravierende Unterschiede geben zwischen Ghost und Geist. Jetzt hat draußen heftiger Regen begonnen, der wird den unermesslichen Dreck aus dem mehr oder minder Verborgenen holen und durch den Bazaar schwemmen,  und da! ein Blitz und grollender Donner, wie kann ich da eine Unterhaltung führen, denn nun, da ist es schon, geht das Licht aus, und nun heißt es umschalten auf die alten Weisheiten, denn das wird heute nichts mit dem entspannten und konzentrierten Kontemplieren, hier geht’s eher ums Durchhalten. Ich schaue hinaus auf das Massenbad. Doch, überall haben sich Grüppchen gebildet, und die Teemacher haben zum Glück entweder Gas oder Kerosinöfchen, das ist auch was Schönes, was man dann machen kann: Chai trinken. Und wie R.D. Laing vielleicht für solche Momente bemerkt hat: ‚Every time there is an emergency, we look into each others eyes…..‘ Und was einem eben noch so alles einfallen könnte, wenn man nicht wie ich gerade die Message bekommt, man soll das Kabel an den Strom anschließen. Wir aber wissen hier im Dorf, wie lange das dauern kann, das mit dem Strom. Immerhin hat es der Zeitungsmann, ein Sikh, noch geschafft, vor der Überschwemmung zu liefern. Mal schauen, was es in der Welt ansonsten noch gibt. Schließlich bin ich nicht der Sklave meines Geistes, isn’t it?

 

 


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