blicken

Das war schon auch interessant für mich, gestern das Feedback einer Künstlerin zu bekommen, dass sie erst beim zweiten oder dritten Blick die monsoonerzeugte Kuh erkennen konnte, die ich in meinem gestrigen Blog im Bild gezeigt und im Text erwähnt habe. Dafür sah sie muslimische Frauen durchwandern, auch schön. Mir persönlich gefiel ja am rechten Bild das subtile, kaum wahrnehmbare Gesicht, aber da hing nicht ein Hauch Erwartung meinerseits dran, dass es gesehen würde. Überhaupt: was wird gesehen? Ein zweiter oder dritter Blick, das ist schon viel. Wie oft habe ich selbst einen dritten Blick auf etwas geworfen..(?)…doch, habe ich. Lange bin ich schon vor Bildern gestanden, um zu schauen, was ich sehe, oder um erfassen zu wollen, worum es jemand ging. Das ist selten, dass einen etwas so tief bewegt, um Verwandlung zulassen zu können. Etwas in uns ringt immer bewusst oder unbewusst um den Blick, den wir zur Verfügung haben. Der Dieb verfolgt das Wandern der Handtaschen, der Narzisst  die erotische Selbstliebe, sein Blick ertrinkt im Nicht-Habbaren. In einem Gespräch mit einem alten Freund hier im Dorf sagte er zu mir, er würde in Begegnungen nur Ausschau halten nach etwas, was er im nächsten Video verwenden könnte. Das dauert doch lange, bis man wirklich begreift, wie unterschiedlich Menschen unterwegs sind, oder es ist ein Gebiet, wo man (ich) NachzüglerIn is (bin)t, aber langsam begreift, was für ein Ausmaß das hat. Deswegen vielleicht die zeitlose, hoch angelegte Frage nach dem, wie es ist. (Das Es, das zu Ich werden soll). Gibt es eine Sicht, die uns zeigt, wie es „wirklich“ ist? Eine „Supreme Reality“ außer der, die wir täglich in schwer durchdringbaren Mustern weben. Als ich heute früh unterwegs war, fiel mir auf, wie viele Dinge es hier gibt, auf die ich gerne schaue. So, als wären sie mein eigener Garten, mein Kepos, mit kunstvollen Werken überall, Gemälde, Skulpturen, und Freunde, beschäftigt mit ihren Ritualen und Rätseln. Das ist an einem Morgen, wenn alles ruhevoll vor sich hinströmt und man sich die Welt friedlich vorstellen könnte, und so, wie sie wirklich ist, mit allen Schattierungen eines Dramas, das vom Hinschauen lebendig wird, und wird unsichtbar vom Wegschauen.

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