schleierhaft

Durch den Comic, den ich gestern statt einem Gedicht oder Text (wie sonst am Sonntag) in meinen Blog hatte, habe ich, außer dem Gesundheitsaspekt des Lachens, auch verstanden, dass Humor in der Lage ist, Schleier zu zerreißen. Für das, was da an Schleier zerrissen wird, kann man zum Glück gar keine Worte finden. Das ist der Witz der Sache. Das Verstehen geht so blitzschnell, dass man gar keine Zeit hat, nachzudenken, worüber auch, das Gemeinte ist ja klar. In Indien, vor allem aus westlichem Klima und westlichen Denkstrukturen kommend, lässt man sich gerne, zumindest eine Zeitlang, tragen vom scheinbar „mystischen“ Fluss der hinduminischen (Eigenbegriff) Vorgänge. Ich rede jetzt nicht von Delhi oder Mumbai etc, obwohl man sie da auch noch finden kann, diese Ergebenheit in den kosmischen Flow. Natürlich weben auch die Menschen im Westen ihre eigenen Muster, sie gehen nur anders damit um. Hier in Indien werde ich in Gesprächen, vor allem von Frauen, beneidet um diese Freiheit, die wir in ihren Augen haben. Meistens antworte ich darauf, ja, Freiheit ist wichtig, um das eigene Wesen und die eigenen Anlagen erkennen und steuern zu können. Aber Freiheit ist ja sehr relativ. Auch im Westen ist ein Traum, obwohl er mit viel Aussicht auf Umsetzung geträumt werden kann, schnell zu Ende durch ein auftauchendes, komplexes Muster, das man nicht handhaben kann. Was ist Freiheit, und wer kann es überhaupt oder hat es gelernt, sich darin aufzuhalten? Konsequent die illusionären Gebilde zu entschleiern, um die Sicht zu schulen auf das Daseiende. Was ist denn da? Und doch gibt es geheimnisvolle Dinge, die sich gerade in einem (verhältnismäßig) geklärten Innenraum ständig ereignen. Sonst gäbe es kein Staunen, und ohne Staunen gäbe es keine Wahrnehmung des Daseienden.  Dazu gehört (für mich) auch so etwas wie diese Kuh im linken Bild oben, die der Monsoon geschaffen hat. Und dass der monsoonerzeugte Kuhschwanz so eine schwungvolle Verbindung herstellt zur Pinselei daneben, die ich gewählt habe wegen des nebulösen Gesichts eines Menschen, der dort im Schleierhaften herumsitzt. In den Upanishaden wird das Bewusstsein mit einer scharfen Klinge verglichen, und ich finde das ganz gut, weil man mit Klingen vorsichtig umgehen muss, sie aber genau deshalb braucht, um der Gewalt entgegenzuwirken, die in mangelndem Bewusstsein immer latent vorhanden ist. Tue ich so, als würde ich nie lügen, kann ich mich nicht wirklich für die Wahrheit begeistern. Auch das Bewusstsein ist nur ein Instrument und kein Resultat einer gelungenen Arbeit. Deswegen legt manchmal ein dafür geeigneter Kopf einen Nikolaus für uns auf die Freudsche Couch. Der begleitende Psychiater ist verblüfft. denn vom Nikolaus hätte er diese Aussage nicht erwartet.

One thought on “schleierhaft

  1. Christiane Antworten

    „In den Upanishaden wird das Bewusstsein mit einer scharfen Klinge verglichen, und ich finde das ganz gut, weil man mit Klingen vorsichtig umgehen muss, sie aber genau deshalb braucht, um der Gewalt entgegenzuwirken, die in mangelndem Bewusstsein immer latent vorhanden ist.“
    Dem ist nichts hinzuzufügen.

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