Götter

 

Durch ein Gespräch wurde mir klar, dass das Thema „Götter“ z.B. in Deutschland ja gar nicht auftaucht, es gibt sie nicht (mehr), und es wird auch nicht wirklich diskutiert, ob Allah oder der christliche Gott unter Umständen die selbe Wurzel haben könnten, wie es in vielen geistigen Schulen vorgeschlagen wurde und wird, die einheitliche Grundstruktur des Ganzen eben. Das ist einfach auszusprechen, aber schwer zu verstehen und zu erreichen und überhaupt für möglich zu halten, ob es das wirklich gibt. Das Große D a s. Ich persönlich, die ich diesen Umgang mit Götterwesen nun etwas spielerischer sehe und keine vehementen Punkte zu vertreten habe oder einen bestimmten Gruß, mit dem ich meine Gottesnähe zu erkennen geben will, ich habe dieses Jahr auch die meditative Praxis von meiner eigenen Meinung befreit, nämlich, dass sie einen Gott als Andock-Instanz haben muss. Nein, sie muss vor allem nützlich sein und sich im Alltag bewähren. Wenn einen etwa die Gelassenheit interessiert, kann man nicht einfach auf sie warten. Das ist so wie „old is gold“, ja, nicht automatisch Gold, wie soll das gehen? Sicherlich kommt es auf die Legierung an, die durch das Verständnis der Prozesse entsteht. Legare: binden, vereinen. Ich denke auch, dass wir Menschen, zumindest zeitweilig und bewusst oder unbewusst, an dem offensichtlichen Mangel an Vollkommenheit leiden,der im menschlichen Feld grassiert, wobei schwer zu definieren ist, was das sein könnte. So kam wohl schon immer die Erzeugung der Götter den menschlichen Wesen entgegen. Man konnte sie ausstaffieren mit unerschwinglichen Tugenden, mit garantierter Vergebungskunst für alle Sünden und konnte die Schicksalsabgründe auf sie abladen. Man kann wegen ihnen und für sie Kriege führen und riesige Massen in besessene Gläubigkeit manipulieren. Im Epos der indischen „Mahabharata“ steht Krishna selbst, der Gott der Liebe, auf dem Streitwagen und erklärt Arjun, der noch zögert, dass er auch Leute aus seiner Familie töten muss, wenn es in seinem Schicksal geschrieben steht. Das leuchtet nicht wirklich ein, denn auch Arjun hätte einen powerfullen Punkt machen können, indem er sagt: Ich töte nicht undsoweiter. Und was das Gastmahl von Plato betrifft, so fand ich es ja immer interessant, dass Diotima als Fremde eingeschleust wurde ins Gastmahl, und hält, zu Sokrates gewandt, eine lange Rede über die Liebe, und erzählt dann eine Menge Geschichten über die Götter, und was die so alles machten und dachten. Ob man darüber etwas über die Liebe erfährt? Mit einem „Meister“ aus Uttarkashi, der mit seinen Schülern und Schülerinnen ab und zu hier im Ort ein paar Tage im Jahr Anker geworfen hatte, hatte ich einmal ein unterhaltsames Gespräch darüber, ob es in Indien Grenzen gibt oder nicht. Ich machte eine kleine Götterstatue aus einem schwarzen Stück  Autoreifen, kaufte ein paar goldene Füßchen und kleine Götteraugen im Bazaar, und konnte dann selber sehen, dass ich keine Grenze geschafft hatte, sowas Anbetungswürdiges hatte das Figürchen. Ja, so habe ich für mich eine Lösung finden müssen, und sie war gar nicht so schwer, wie ich dachte. Nur ein mentaler Umschwung auf der Basis einer klaren Erkenntnis, bzw einer klaren Entscheidung: die Götter sind da, what to do, für viele sind sie wichtig und schön, und ich hatte auch schöne Zeiten mit ihnen. Nun zwingt mich auch niemand, an irgendwas zu glauben, und ich muss nicht wissen, was die Anderen glauben, was ich glaube, weil sie ja gar nicht wissen, dass ich nichts glaube. Warum sollen Störungen auftauchen? Und warum sollte ich die Götter ausgrenzen, sie tun mir ja nichts. Ich sehe manchmal auch einen, die Wolken sind für diese Vorstellung von Dimension super geeignet. Würde man aus Indien die Götter herausziehen wollen, gäbe es kein Indien mehr. Das ist auch Rahul Gandhi, der gerade für Elections unterwegs ist, glasklar geworden: dass er ohne Götter und Tempelbesuche in diesem Land nicht punkten kann. So geht zur Zeit das Gerücht um, dass Rahul Gandhi über die Politik zum Hinduismus gefunden hat. Ohne Götter geht also gar nix. Deswegen habe ich sie einfach wieder auf meine innere Bühne eingeladen und gemerkt, dass ja alles da sein kann. Und wenn wir einander nicht stören. Mit dieser Einstellung kann ich zur Zeit gut leben.

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