sanft

Auf das Gedicht von Gabriela Mistral (gestern im Blog) bin ich durch den sogenannten puren Zufall gestoßen und kann nur sagen, dass es mir auf eine Weise stimmig schien. Ich dachte an die Kinder in den Kriegen und auf den Fluchtwegen, und an mich als Kind, und an die vielen Kinder, die hier in der Gegend herumstreunen oder auf Bettlerarmen sitzen und noch keine Ahnung hegen über ihr Schicksal. Als ich zuerst am See ankam, war ich auch wie ein Kind, das unversehens und arglos in sein Schicksal stolpert und es als großen, leuchtenden Garten wahrnimmt, in dem ein Platz für seine Anwesenheit vorhanden ist, ohne dass es jemand infrage stellt. Dieses Kind meldet sich manchmal und blickt dann hinaus auf das Ganze und in die zwei Ursprünge meiner Anwesenheit. Zwei Geburten: eine westliche inmitten von tiefer Dunkelheit, und eine östliche mit ziemlich viel Licht. Mir schien damals, als wären die Brahmanen tatsächlich  die Hüter der universellen Geheimnisse und strebten mit aller Kraft danach, einen hellen Tag zu erschaffen durch ihre eigenen Mühen. In mir muss ein Unermüdlichkeitsgen stecken, das nicht nachgelassen hat, bis wirklich das ganze Gedankenkonstrukt auf natürlichem Wege ein Ende fand. Auch an den Feuern mit den Sadhus, den Mönchen, habe ich keinen Schaden genommen. Man nimmt keinen Schaden, wenn einem die Sache ernst ist. Es gibt sie, die kristallklaren Ideen, und es gibt ihre unzähligen Varianten der Durchführung. Was einem Menschen möglich ist, und was nicht. Das Kind hat viel damit zu tun. Kann es unversehrt bleiben, kann es geheilt werden, kann es sich wieder verbinden mit dem, was war, bevor die Abenteuer begannen und die Prüfungen, und die Überraschungen, und die Schrecken, und die unendlichen Anstrengungen des Daseins, ob man es nun selbst bewusst gestalten will oder nicht. Ich erkenne mich jetzt selbst an meinem Blick: wie er frei geworden ist davon, das Innere im Außen zu suchen. Das Staunen aber und die Liebe im Blick, die sind nicht verloren gegangen, man möchte danken, nur wem. Vielleicht erschafft sich deshalb in Momenten von mystischer Anmut der Pinsel die Hand einer Segnung, und spürt am Hinterkopf noch den Hauch sanfter und vertrauter Berührung.

 


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