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Es ist schwer, zu wissen, was man sieht, wenn man nicht genau hinschaut. Man kommt ja in die Gewohnheit des Sehens, und meistens sind wir nur überrascht, wenn etwas nicht so aussieht, wie wir es gewohnt sind oder uns vorstellen können. Dabei gibt es sehr viele Dinge und Menschen , die die Gewohnheit des Sehens sprengen. Wenn sich die meisten Menschen nicht so davor fürchten würden, die konstruierte Fassade ihres Sehens gedanklich zu durchdringen, ja, was wäre dann…Gewohnt, den Anderen als Feind oder zumindest misstrauisch zu betrachten, würde einem vielleicht ein Cowboy Movie einfallen, wo es darum geht, wer den Colt schneller zieht., während, will man eigentlich sich und den Anderen kennenlernen, andere Wege gegangen werden müssten. Noch schwerer ist es natürlich zu wissen, was man fühlt. Hier muss ich spätestens, ob ich will oder nicht, ins Ich gleiten, denn nur ich kann wissen, was ich fühle, während man in der Sicht leicht und gefällig und oberflächlich übereinstimmen kann. Man kann auch leicht und oberflächlich übereinstimmen, was man fühlt, aber kann ich wirklich? Wie kommt man denn ran ans Fühlen? Wer in der Kindheit aus den vielen möglichen  Abgründen heraus keine klare Erfahrung gemacht hat, was Fühlen ist, der wird gezwungen sein, Gefühle zu produzieren, oder auf das, was als Gefühl genommen oder vermutet wird, zu antworten. Immer wieder geht es im Einzelnen um die Fragen, was an der Quelle passiert ist, und was waren die jeweiligen Folgen davon, die vermutlich auch immer mit den eigenen Anlagen korrespondieren. Wann begann der Hass gegen die Juden z.B. an Hitler zu nagen. Als ich einmal auf dem langen Weg der Versuchsverstehung des schwer Verständlichen gehört habe, dass Hitler einst eine jüdische Frau liebte, die ihn zurückgewiesen hat, dachte ich ja, so kann das sein, dass ein kleiner bitterer Funke im falschen Moment, also etwa bei extrem niederem Stand der Selbstachtung, einen Rachefeldzug gegen ein ganzes Volk auslösen kann. Seit in Indien in die öffentliche Meinung vorgedrungen ist, dass manche Männer sich an Kindern vergehen, sind schon einige Männer auf der Straße gelyncht worden, weil sie einem Kind eine Süßigkeit gekauft haben. Menschen brauchen nicht nur Vorbilder, sondern auch Bösewichte, auf die das Nichtverdaute abgeladen werden kann. Herr Hitler, fragt der Interviewer, wie fühlen Sie sich eigentlich so als Mensch!? Hitler ist verwirrt, das hat er nicht gern. Er weiß nicht, wovon der Fremdling redet, und von wem. Weiß der denn nicht, wer er ist? Nein, man weiß nicht, wer jemand ist, man kann nur wissen, wer man selbst ist und was man selbst da will und tut, wo man ist. Wie logisch kommt wohl Frau Assad dieser ganze Wahnsinn vor, oder denkt man fälschlicherweise, überall wäre noch Raum genug zum Atmen und Handeln? Ein Diktator ist u.a. auch eine Art Nichts, eine leere Leinwand,auf der sich die Projektionen unendlich anhäufen können, bis eine Illusion von Macht entsteht, mit der derjenige dann umgehen muss. Das kann nach hinten und nach vorne losgehen. Hier ist das Hinten eine Neigung zur Überschreitung menschlicher Grenzen ins Unmenschliche hinein, das Vorne eine Möglichkeit für gute Entwicklungen. Wo schaut man hin, wenn man nach innen schaut. Wen sucht man, und wen findet man. Wie an allen Wochentagen, so ist man  auch samstags mit den großen Fragen, wenn es sie wirklich gibt, erst einmal allein, bevor man in der Lage ist, das Selbstreflektierte mit Anderen zu teilen, sofern das möglich oder erwünscht ist.

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