Quelle

Gestern war ein Teil der afghanischen Familie bei uns, mit der wir seit einigen Jahren befreundet sind, und Hamid, der jetzt im Juni sechs Jahre alt wird und schon von seinem Geburtstag schwärmte, der (von ihm) (wahrscheinlich) (?) unbemerkt hinter Ramadan geschoben wird, da man während des Ramadan, wo heftig gefastet wird, nachmittags keinen Geburtstagskuchen mit Sahne servieren kann. Für mich ist sein Geburtstag auch deswegen bedeutsam, weil ich mich einige Tage vor seinem vierten Lebensjahr entschlossen hatte, diesen Blog zu beginnen, und den Anfang zusammenlegte mit Hamids Geburts-Datum. Ich konnte ja nicht ahnen, dass ich mich zwei Jahre lang, und das immer mehr, dem furchterregenden Moment aussetzen würde, den gespeicherten Archiven meiner Lebenserfahrungen so ein Zutrauen entgegen zu bringen, dass sie mich wissen lassen, welche Worte dafür zur Verfügung stehen.  Man könnte nun nachfragen (bei sich selbst), was daran furcherregend ist. Nun ja, man weiß ja lange nicht, wo man die eigene Quelle orten kann. Ganze Heerscharen selten im Getümmel des Marktes angetroffene Geschöpfe haben sich durch die Zeiten hindurch auf ihre Weisen darum bemüht, der Sache näher zu kommen. Je näher man kommt, desto komplexer wird es. Wer Quelle, wo Quelle? Außen Quelle, innen Quelle? Unten am unterkühlten, tropfsteindurchzogenen Urgrund, oder ganz oben in den ätherdurchtränkten Kosmo-Konstrukten, von denen die Religionen ihre verführerische Nahrung nehmen, damit die ganz besondere Beute ausgeworfen werden kann, die den potentiellen Schafen tröstlicher ist als der schicksalsgeschulterte Einzelgang. Und ja, das wiederhole ich gerne, der Geist , der so freizügig durch die Sphären weht und offensichtlich keine Probleme damit hat, sich dem Willen der anwesenden Geister zu beugen, sieht sie, die Beschenkten, offensichtlich nicht mit dem Auge der Unterscheidung oder des Vergleiches, sondern ist auch als FormwandlerIn tätig. Das „In“ ist hier wichtig, denn wer sagt, dass er männlich ist, der Geist. Und hätte er männliche Eigenschaften, so könnte ich ihn in eine hohe Konzentration bringen (ich meinen  Geist, wohl bemerkt!), und ihn hineinsenken in das Rund meiner weiblichen Sphäre. Man kann auch den Geist in seiner erotischen Lebendigkeit nicht genug wertschätzen. Wer sich auf die Erotik des Schöpfungsvorganges nicht einlassen kann, wird seine unermessliche und grenzenlose Fülle nicht schätzen können. Manche Worte, die in der Welt durch Missbrauch geschunden wurden, muss man zu sich zurückholen und sie ans Herz nehmen und sie heilen lassen, bis sie wieder sich selbst sind und mit ihrem Ursprung verbunden. Eben, der Quelle. Wer soll einem das Verstehen von sich selbst schenken? Für die Freiräume, die benötigt werden, um bestimmte Aufgaben zu erfüllen, muss man sich kümmern. Schon gibt es Oasen, in denen sich das Komplexe auflöst und sich verwandelt in nachvollziehbare Einfachheit. Das sind Vorgänge, die man einem Computer nicht vermitteln kann. Nein, niemals! Den ganzen Tag tue ich (vor allem simple) Dinge, die er nie tun können wird, und mein inneres Erleben wird er niemals erfassen, weil ich selbst im Seinsvorgang nichts anderes bin als lebendig, ständig mich wandelnd und ständig neu, auch wenn das ganze Gebilde ich-mäßig begrenzt erscheint, ich aber durchaus der Vielfalt meines eigenen Ausdrucks verpflichtet bin.

(Mit dem Bild zu meinem gestrigen Beitrag war ich so unzufrieden, dass ich es, durch Fortunas Anwesenheit, heute mit einem Original austauschen konnte. Man kann  dort jetzt das Photo eines Gemäldes von Henrike Robert sehen.


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