erstaunlich

Es gibt ja gerade wieder so einen Fall, wo ein Serienmörder seelenruhig als geschätzter Nachbar im Städtchen leben konnte, sozusagen das bereitwillige Einlassen auf das unvorstellbar Banale, das auch angeboten wird in den scheinbar grenzenlosen Verhaltensweisen, für die sich Menschen in gewissen Rahmenbedingungen und unter gewissen Umständen und gemäß ihrer inneren psychischen Bewegungen und gemäß ihrer Spielweise entscheiden. Auch der Mord an einem Menschen kann nicht auf das Dach der Kinderstube geladen werden, denn das Ausschlaggebende ist ja immer das Unsichtbare und der Umgang, den ich mit den Katastrophen gefunden habe, die sich in meinen Schicksalteppich hineingewoben haben, und an denen ich beteiligt war mit einer tiefgründigen Regung. Wer kennt nicht die Mordlust, auch wenn sie nur bei der Zecke ausbricht? Sie ist dennoch vorhanden, und mir selbst wurde einiges klar, als ich den fulminanten Satz hörte, dass „Liebe der Verzicht ist auf Mord“. Das ist zum Beispiel ein Satz, der nur durch die Übertreibung durchdringt ins Bewusstsein, und kann dort durch den Wahrheitsgehalt etwas in Bewegung setzen. Dass es zum Beispiel doch ein Ringen mit den Dämonen ist, die sich festsetzen in den Mustern als einer Form, mit der sie durch die Psyche geistern, sodass es immer wieder mal einen wachen Geist genug interessierte und interessiert, zu wissen, was und wie das alles in den inneren Welten der Menschen vor sich geht. Warum Manche das, und Andere das tun. Allerdings geht man ja gerne davon aus, dass ein liebender Mensch keinen Mord begehen kann, was uns wiederum zum komplexen Thema der Liebe führt, und was sie ist, und was sie kann, und was sie nicht kann. Was wurde nicht schon aus Liebe gemordet, und kann es dann Liebe gewesen sein. Man wäre ungern unterwegs mit einem Schulbuch, wo drinsteht, wie es geht. Und ich bin mir sicher, dass auch Baschar al-Assad denkt, er sei ein guter Mensch, der das einzig Richtige tut, und sich nicht sieht als einen Massenmörder seines eigenen Volkes oder zumindest als einen der paar Irren, die mal wieder die blutigen Throne besetzen, um die sich wie stets in diesen Systemen die Ernährer der Selbstsucht scharen wie um ein leeres, gefräßiges Maul, sodass es niemals mangelt an Bestätigung. Fangen aber die Selbstbestätigungen an zu bröckeln, wird es gefährlich, manchmal auch für die ganze Welt. Wer hat es wirklich auf dem tieferen Ohr gehört (von Hannah Arendt), dass das Böse banal ist, obwohl es weltweit und auf allen Kanälen verehrt wird. Auch bei diesen neuen Untaten, wo neuerdings von extrem Geschädigten die Anregung benutzt wird, wie viele  man auch noch mitreißen kann in den eigenen Abgrund mit einem Lieferwagen, und es der Menschheit mal heimzahlen. Das verändert in der Tat das gesellschaftliche Leben, wenn man endlich genau weiß, dass jederzeit aus jeder Ecke ein Mordlustiger auf einen zurasen kann, und dann sich freihalten von Angst, und den Kindern einbläuen, wie gefährlich es ist, mit fremden Menschen zu sprechen. Gut, manchmal landet man an einem überraschenden Ort. Man verankert das Schiff, steckt den Kompass ein und los gehts’s auf dem Surfboard und hinein in den Raum. Da fällt mir noch Fritzl ein, der unter seinem Haus im Bastelkeller seine Tochter ein halbes Leben lag eingesperrt hat und Kinder mit ihr gezeugt, die nie das Licht der Welt erblickt haben, bis es endlich soweit war. Seine Frau will nix gewusst haben. Da kann man schon staunen und wissen, dass man es nicht verstehen will und auch nicht kann. Geheimnisvoll, wie schwer es dem Menschen, und nur ihm, gemacht wird, sich selbst zu erkennen und letztendlich auch zu sein.

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