Esels-Brücke

Schon auf dem Weg zum von mir hoch geschätzten Mechaniker-Philosophen, den wir des öfteren schon um Rat gefragt haben und dem ich erklären sollte, was ich als Information erhalten hatte während eines schlichten Reifenwechsels in einem Autohaus. Auf dem Weg dorthin also musste ich mir merken, was als Schaden so nebenbei entdeckt wurde, und zwar war die Zylinderkopfdichtung undicht. Zylinder-Kopf-Dichtung! Eigentlich hätte ich gar keine Wort-Esels-Brücke gebraucht, denn die drei Worte setzten sich sofort in ein Bild um, das mich auch später zu einer schnellen Skizze anregte (s.o.), also zu einer Bild-Esels-Brücke, obwohl, wie sich herausstellte, die Undichte der Zylinder-Kopf-Dichtung gar keine gute Nachricht war. Allerdings führte sie zu einer, der optionslosen Position wegen, klaren Entscheidung, nämlich den Abschied vom alten Auto, das mit dieser Eselsbrückenkrankheit behaftet war. Vermutlich werde ich dieses Wort in meinem restlichen Leben nicht wieder gebrauchen, außer ich oder jemand anderes gibt mal ein Büchlein heraus mit satirischer Dichtung über den Weltzustand, und wenn ich es nicht sein würde, dann könnte ich dem Anderen diesen Titel schenken: „Zylinder-Kopf-Dichtung“ mit dem entsprechenden Untertitel. Deswegen ist es auch kein Schaden, dass ich mir dieses Wort so gründlich gemerkt habe, denn es hat durch mich den Weg aus der Mechanik herausgefunden, ist behütet worden mit einer  (einst) ehrenwerten Kopfbedeckung auf dem Kopf, und aus dem geöffneten Frack lugen ein paar bescheidene, aber dennoch dichterische Zeilen hervor, die sich um die ersten Worte in Farsi ranken, die wir durch afghanische Freunde in unserem Haus gelernt haben. Es ist ein Gedicht an die Mutter der Welt (die Mutter der afghanischen Familie heißt „Furuzan“, was „Licht“ bedeutet), du Licht also usw., und es endet mit den Worten : Willkommen, willkommen (Mubarak) im guten Leben (zindegi chob). So kann man mit einer Erinnerung, die sich dem Gedächtnis eingeprägt hat aus irgendeinem Grund, zu anderen Zeiten bewusst in etwas anderes, nämlich seine Verwandlung, weiterwandern, ohne dass der ursprünglichen Bedeutung etwas von ihrer Wirksamkeit genommen wird. Man könnte es kurzatmig eine Entfremdung nennen, aber es ist eher eine Aufnahme in neuen Bezügen, die den Geist aus der Enge der Deutungen führen können, wenn ein Interesse daran besteht. Ansonsten ist eine Eselsbrücke an sich eine praktische Sache. Man erschafft z.B. vor dem Auge ein paar Algen und schlägt ein paar rhythmische Takte auf der inneren Trommel…schon hat man den Algorithmus aus der Verhedderung mit dem Logarithmus genommen, während man das Ypsilon mitlaufen lässt. Na gut, da müsste ich jetzt wirklich hart arbeiten, wenn ich die hier verfügbaren Wortschätze suchen und finden müsste, um die geniale Technik einer Eselsbrücke ins angemessene Licht zu rücken. Außerdem scheint heute die Sonne, und man muss dabei sein, damit man ihren Auftritt nicht verpasst.

Leave a Reply

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.