mitbringen

Das Mitbringen ist auch eine Kunst. Was bring‘ ich hin, was bring‘ ich her. Als die Ufer am See des indischen Dorfes noch voll waren von für indische Wahrnehmung geschädigten Gottheiten, die für sie jeden Wert verloren hatten, fand ich so schöne Köpfe und Hände und in Stein gehauene Profile, und Füße in Marmor gemeißelt usw., das hat Mitbringungsfreude erschaffen. Wir aus dem Westen sind ja nicht so empfindlich mit beschädigten Statuen, vielleicht, weil wir die Vollkommenheit nicht wirklich für möglich halten. Auch die indischen Gottheiten sind ja oft nicht vollkommen, man erwartet aber von ihnen die entsprechenden Tugenden nachvollziehbarer Handhabung, wofür es ihrer Vorstellung entsprechend unbeschädigte Körper braucht. Ungern schaue ich in Läden nach etwas, was ein Mitbringsel werden könnte. So ein kleines Täschchen z.B. wie oben im Bild in den Farben Schwarz/Rot/Gold, aber dann muss ja auch was hinein. Es ist einfacher, ausgesprochene Wünsche zu erfüllen, als sich Mitbringsel auszudenken. Auch handgemachte Räucherstäbchen sind nicht jedermanns Geschmack, man verliert ja selber den Geschmack für manche Dinge. Auf beiden Seiten gibt es Rosenöl, Rosenmarmelade, Rosenwasser. Viele Dinge wie Gelbwurz und Chilli sind im Bioladen in weitaus besserer Qualität zu finden, und wer würde schon die deutsche Rose von der indischen unterscheiden können? Vielleicht ist es auch die Übermüdung des überall Findbaren. Was habe ich nicht alles hin-und hergetragen, von den Gewürzen bis zum Stofftier. Was wir an Materielosem aus anderen Kulturen oder einfach aus unseren Leben jeweils mitbringen  ist auch nicht so sichtbar, und man muss selbst schauen, wie man sich mitgebracht hat. Mal war man Brückenbauerin, mal war man erspürte Synthese, mal war man erschreckt von sich selbst, alles war wieder mal anders, als man dachte. Und doch hat man immer was mitgebracht, und das Mitgebrachte auch in Anderen gefunden. So schenkt man und wird auch beschenkt.

 


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