Blutmond

Ich habe dann nur diese zwei Bilder gemacht, eher ein graphisches Design als der Versuch, etwas  Grandioses einzufangen. Auch hat (m)ein Smartphone da doch seine Grenzen. Man kann in den indischen Ritual-Räumen stets eine Menge fühlen, nicht zuletzt, weil es diese massiven Gleichschaltungen gibt, die, mehr oder weniger bewusst, doch noch ziemlich positiv ausgerichtet sind. Und was heißt hier bewusst? Ihrer Meinung nach, soweit vorhanden, beruhen ja die Antworten auf die überlieferten Rituale auf Wissen. Ihr Wissen. Zum Beispiel, was man bei einer Mondfinsternis tut oder nicht tut. Dennoch hat mich erstaunt gestern, dass tatsächlich niemand wusste, warum in ganz Indien alle Tempel verriegelt wurden. Während der Finsternis durfte auch nicht gegessen werden. Pankaj hat mir erklart, dass bei keinem Ereignis so viele Dinge befolgt werden wie bei einer Finsternis. Nun kamen just an diesem Tag gemeinsame Freunde von Shivani und mir aus Bombay an, die wir am Bahnhof in der naheliegenden Stadt abholen sollten. Der Zug hatte 2 1/2 Stunden Verspätung und wir tranken mehr chai im Haus und aßen Kaman Dhokla, ein himmlisches Gericht. Dann sollte es endlich losgehen, aber die Batterie im Auto war leer. Jemand kam mit dem Kabel, dann mussten wir nochmal warten, da ging der Motor wieder nicht an. Ein auf der Straße Herumstehender schob von hinten an und wir waren unterwegs und kamen direkt an, als der Zug einlief. Zis is India. Auch da in der Stadt konnte man eine Veränderung im Raum wahrnehmen, da sich viele Menschen im Inneren der Häuser aufhielten. Die Finsternis war ja in vollem Gang, obwohl man nichts sehen konnte bis abends um 19:30. Da schauten wir auf der Rückfahrt doch immer wieder aus den Fenstern in die Dämmerung hinein, ja wo isser denn…aber erst, als wir ankamen in Shivanis Haus und noch mehr chai tranken, da war es auf einmal da, das tiefdunkle, blutrote Rund, das man auch in meinen Bildern sehen kann. Langsam, sehr langsam, lüfteten sich Schleier und Bann. Erst als es wieder ganz hell wurde, das Rund, fingen turbulente Bewegungen am See an. Massenhaftes Baden, Spenden und Opfern, überall kleine Feuer, dann erst essen. Hat was, kann man nicht leugnen. Wir waren da schon mitten im Pizza-Essen. Übrigens wurden die Tempel dann wieder geöffnet, aber nur kurz, dann eine Puja gemacht und alles wieder verriegelt. Das muss mir noch jemand erklären, oder auch nicht, wenn ich’s recht bedenke. Denn ich ahne ja schon, dass die Wurzel bei Krishna liegt, dem Gott mit der Pfauenfeder.

 

 


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