gehen

Da ich gerade beim Pinseln an diesem Bild war, als eine Todesnachricht hereinkam, wird es wohl mein Beitrag für morgen sein, bzw. wird morgen dann „heute“ heißen, denn ich schicke es morgen ganz früh ab, da ich dann los muss zu irgendeinem der Rituale, wo man mich dabei haben möchte. Ich fahre mit Anderen zusammen nach Merta City, eine verschlafene Kleinstadt mit dem berühmten Tempel einer einstmals lebenden Dichterin, Mirabai, die viele schöne Songs ihrer Liebe zu Krishna geschrieben und gesungen hat und einen Gifttrunk und zwei Suizidanschläge der Familie ihres königlichen Gatten überlebte. Da werde ich aber nicht (noch einmal) hingehen, sondern eben zu einer Zusammenkunft der Trauernden. Die Tote ist die Großmutter von Ayesha, die inzwischen 22-jährige junge Frau, die ich kurz nach ihrer Geburt auf der Straße gefunden habe in einem Bündel, und das gute Schicksal habe, mit ihr verbunden geblieben zu sein, auch nachdem es mir mit Hilfe einer Ärztin gelang, eine Familie zu finden, die sie adoptiert hat. Dann ist auch diese Mutter vor ein paar Jahren an Krebs gestorben, und nun die Mutter des Vaters, die lange herzkrank war und nun vor ein paar Tagen halbseitig gelähmt wurde und nicht mehr sprechen konnte. Ich sorge mich um die Lebende, um Ayesha, denn da waren es nur noch zwei, sie und der Vater, der ein guter Vater war und ist, aber auch ziemlich schwach und nicht entscheidungsfähig. Aber jetzt gehe ich erstmal hin und schaue, was ich vorfinde. Manchmal kann ich verstehen, warum Menschen Geschichten oder Novellen oder Romane schreiben, damit sie für all das Erlebte und Erfühlte und Erfahrene genug Platz haben, und doch muss sich jede/r den eigenen Weg durch das Dickicht bis hin zum Ausdruck bahnen, der einem selbst und der Zeit und den Räumen, in denen man sich bewegt, am besten entspricht.

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