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Immer wieder geschieht es, dass sich in Gesprächen Meinungen oder Wahrnehmungen oder Reflektionen darüber bilden, welche Haltung zum „Weltgeschehen“ nun für jede/n angemessen erscheint. Für alle derzeit Lebenden bedeutet Weltgeschehen u.a. ja auch, dass das Geschehen, das in d e r Zeit, in der wir durch sie hindurchgehen, uns alle mitprägt, seien wir auch noch so individuell beschäftigt mit den Vorgängen und der persönlichen Sphäre. Die erfordert wahrlich genug Aufmerksamkeit, will man sich dem Erzeugten so redlich wie möglich stellen. Für mich geht es nicht so sehr darum, sich als politisch oder sozial engagiert oder vegetarisch ausgerichtet usw. zu deklarieren, sondern ich merke, dass ich für offene und fließende Grenzen bin. Natürlich kann ich nicht jedem geschundenen Hühnchen hinterher trauern, ganz zu schweigen von den geschundenen Menschen. Zu viel Geschundenes hat sich hier breit gemacht und berechtigte Überforderung und Abwehr erschaffen. Dass sich das alles nun durch die unheimliche digitale Vernetzung ins Unermessliche steigert, ändert nichts an der Tatsache, dass die Menschheitsgeschichte durchweg auch von Gräueltaten gezeichnet ist. Alle forschenden Geister kamen nicht umhin, diesen ihnen als Irrsinn erscheinenden Abarten menschlichen Verhaltens ein selbständiges Denken  entgegenzusetzen, das zumindest das Licht im eigenen Umkreis nicht zum Erlöschen bringt. Der Planet ist nicht nur Raumschiff, sondern auch geistiges und praktisches Übungszentrum. Hier findet Spiel statt und Tragödie zugleich. Auch durch meine Einstellung zum „Draußen“ werden Konsequenzen ausgelöst. Wie will ich sie vermeiden? Ihre Probleme interessieren mich nicht? Sie lauern schon an der Ecke. „Unsere“ Freude soll nur bei uns sein?  Ich denke auch manchmal: Super, wir Deutschen haben den Abgrund schon hinter uns, da kann es nur aufwärts gehen. Wir leben ja im Aufwärts, aber die Hölle sind trotzden nicht nur die Anderen. Menschsein ist ein anstrengender Job. Ein bisschen Ermüden, und schon wird einem flau zumute. Dieses weltregierende Grüppchen gefährlicher Psychopathen, die wir zur Zeit an zu vielen Gipfeln herumhantieren sehen gibt einem wahrlich nicht das beruhigende Gefühl, politisch in guten Händen zu sein. Es gibt auch Fragen, die zu oft gestellt wurden und immer in der Ohnmacht landeten, wie: Wusstet Ihr wirklich nichts von den Judenvernichtungsplänen!!?? Meine Mutter hat auch immer erzählt, wie sie ziemlich lange im eleganten Abendkleid ausging. Gerade war Rauchen für Frauen schick geworden, mein Vater war Wissenschaftler und trug gern Monokel. Dann wurde es immer gefährlicher, draußen zu sagen, was man dachte. Sie hatten ihre Welt und ihr Szenario, wir haben Nordkorea und Putin und Donald Trump. Wir haben die schleichenden neuen Krankheiten wie „digitale Demenz“. Muss ich darüber nachdenken? Nein, muss ich nicht, das ist wichtig zu wissen. Und wichtig zu wissen ist m.E. auch, wie ich all das, was ich draußen beklage, in meinem eigenen Leben bewältige. Man kann den Blick auf die Welt ja auch strömen lassen und Dinge und Wesen unterschiedlich sehen in all den vielfältigen Kontexten. Aber es gibt keinen Zweifel, das Ganze ist auch ein großes Theater mit Tragödien und Komödien. Es ist auch eine ziemlich umfangreiche Universität, wo man sich durchaus den besten Lehrern, tot oder lebendig, zuwenden kann. Es ist auch ein Therapie-Raum, der einem ermöglicht, die eigenen lichtleeren Brocken in die sichtbare Ebene zu befördern. Ich spüre doch, allmählich immer besser, was mich angeht, und was nicht. Gibt es sie denn wirklich, diese Trennung zwischen Drinnen und Draußen???

Das Bild zeigt den Ausschnitt eines Gemäldes von Daniel Richter

 


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