sich unterrichten

  

Dieser Unterricht hat mit mir selbst, also mir selbst gegenüber, was zu tun. Das geht so: Ich könnte mich einerseits als Beobachterin eines öfters von mir gedachten Wortes sehen und einfach wahrnehmen „aha, du denkst grad ziemlich oft dieses Wort“, und Schluss. Dann kann ich mich auch fragen „warum geistert dieses Wort eigentlich in dir herum, und was will es mir sagen?!“ Also das Wort, um das es hier gehen soll, ist „Ausschließeritis“. Es muss von den Wahltagen gekommen sein, wo Ausschließeritis zum direkten Ausbruch der Krankheit zu führen drohte , sodass dafür ein Wort her musste, das das Beobachtete bezeugen kann. Nein, mit denen wollen wir nicht, nee, mit denen auf keinen Fall, ganz zu schweigen mit denen! Wenn man Pech hat, bleibt vom vielen Ausschließen am Schluss nur die Not übrig, mit dem Übriggebliebenen in Kontakt kommen zu müssen, den man zum Weiterleben braucht. Das ist dann eine Notlösung, die zu weiteren Notlösungen führen kann, aber nicht muss. Klar ist: Ausschließeritis kann in jedem System lange unbemerkt keimen, bis es als Krankheit ausbricht. Die Übergänge sind wie immer nahtlos und werden wegen der suggestiven Kraft des Ausschließens oft lange nicht bemerkt. Wann haben deutsche Geister individuell gemerkt, dass sie geistig ein ganzes Volk als „minderwertig“ aus der Weltgemeinschaft ausgeschlossen haben? Oder Afrikaner auf der Straße im Dorf. Oder Bettler auf den indischen Straßen. Oder Menschen, die einen verletzt haben und die man nicht mehr einschließen will…hier kreirt sich plötzlich ein eigenständiger Witz, was nicht heißt, dass man unter Lachzwang steht. Ausschließen und einschließen sind also beides Doppeltüren, denn auch ausschließen ist natürlich ratsam, wenn man etwas statt drin eben draußen haben will. Man schließt auch viele Optionen für sich selbst aus, wenn man zum Kern  einer Sache vordringen will. Dann wieder: will ich „only America great again“ machen, wird man heutzutage auch nicht weit damit kommen, denn auf vielen Ebenen hat das „Ausgewähltsein“ an Reiz verloren. Wer ausgewählt werden will, muss mit shitstorms rechnen, denn neuerdings reguliert von ganz unten die aufgebrachte Trägermasse  nach oben, beide Seiten im Ausschließen wohlgeübt.. Es mag wie Chaos aussehen, aber vielleicht ist es nur Ausgleichung. Genug gemobbed, genug gefoppt. Das Volk hat neue Mittel in der Hand, die selbsternannten Eliten in die Vernunft zu zwingen. Ausschließeritis kann zu erzwungener Unterordnung führen. Als Krankheit braucht es adäquate Medizin.

Eine Unterrichtsstunde mit sich selbst dauert auch nicht ewig, sodass einem eine innre Glocke sagt, wann Pause ist.

Zu dem Bild will ich noch was sagen. Ich habe zwar nicht den Anspruch, dass täglich Bild und Text in förderlichster Weise aufeinander treffen, bin aber auch davon abgekommen, sie als zwei völlig unabhängige Elemente voneinander zu sehen. Dieses Bild ist bei dem Besuch eines Freundes entstanden. Er fragte die Anwesenden, ob jemand interessiert sei, verschiedene Teile eines am Kreuz hängenden Jesus‘ zu haben, die bei einer Erdausgrabung der Firma gefunden wurden.  Ja klar, sagte ich, an all die kleine Teile der Götter denkend, die ich in Indien schon mehrfach aufgelesen hatte und die mal herumlagen wie Steine am See. Unter meinen ausgesuchten Teilen war also das obige im Bild. Rechts sieht man noch den Torso von Jesus, während ich im linken das weinende Kind sah, etwas verdeutlicht mit 3 Bleistiftstrichen. Zum Abschluss tituliere ich jetzt mal das linke Bild mit „Ausgeschlossen“, und das rechte mit ….ja was….Jesus wurde ja auch letztendlich von seinen Jüngern ausgeschlossen. Schlaf ist auch ein Ausschließen, das Folgen haben kann. Oft ist es dann zu spät für Entschlossenheiten…Ich nenne die beiden Bilder also „ausgeschlossen I“ und „ausgeschlossen II“. „Ausgeschlossen“ heißt ja auch „das kann nicht wahr sein“. Das Tor der eigenen Wahrnehmung bleibt offen.


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