Akzeptanz des Unvermeidlichen (!?)


Ich sitze in der düsteren und für mein Empfinden ziemlich unbekömmlich staubigen Atmosphäre des lokalen Government Hospitals, wo ich meine vierte Spritze gegen die Gefahren des Affenbisses empfangen werde. God knows when…..nein, das muss ich korrigieren, denn ich weiß selber wann, und zwar um Punkt 9 Uhr deutsch gemessener Zeit, wenn das Büro mit dem schlecht gelaunten Angestellten aufmacht, trete ich als extrem offensichtliche Westlerin auf und komme absichtlich zur falschen Tür herein, um meine 10 Rupien abzugeben und den Wisch zu holen, den irgendeiner dieser wenig motivierten und vor Arroganz strotzenden Ärztlinge/Innen zeichnen muss, damit ich wachsam im Finale bei der Spritze lande, wo schon mehrere, häufig sehr arme Menschen nervös herumstehen, deren Bürde ich nicht erleichtern kann, obwohl ein paar Worte in Hindi Freundliches bewirken können. Doch dann dränge auch ich auf indisch-rücksichtslose Weise an die Vorderfront und wedle mein Papier vor der sichtlich übermüdeten Frau herum, die wahrscheinlich ebenfalls die Torturen des Festes hinter sich gebracht hat und mir schnell die Spritze gibt, damit sie mich los wird. Das bringt mich direkt zu den Gedanken, die ich vorhatte, dort beim Warten zu denken. Durch einen fruchtbaren Austausch über die Akzeptanz des Unvermeidlichen ist mir klar geworden, dass ich bereits gegen 9 Uhr früh einiges offensichtlich Unvermeidbare hinter mir habe. Was könnte nicht alles vermieden werden!!, wenn man sich tapfer dafür einsetzen würde. Das schwindende Eis an den Polen, die Schlachthöfe, die Nahrungsvergiftung, die gnadenlose Vernichtung weiblicher Föten, reichhaltiges Etcetera,..wenn nur ein bisschen mehr Erwachen durch die Poren der Menschheit dringen würde. Aber vor allem in Indien werden die Ideen der Einsatz-und Helferprogramme rasch und automatisch reduziert, erst auf vorhandene und erkennbare Ohnmacht, dann vielleicht die Phase der Klagelieder, oder eigene, heldenhafte Vorstöße in Bereiche des verlockend vermeidbar Erscheinenden, gefolgt von Formen der Resignation, alles fleißig unterstützt von indischen Einstellungen, in tiefer Weisheit mündend: Zis is India!!! In der Tat, das ist es, und man lernt, etwas bescheidener geworden, Grenzen und Wunder kennen, die beide gleichermaßen undurchschaubar bleiben. Kommt man durch all dies und das Dazwischen gesund durch, ist sozusagen gesegnet von förderlich gesteuertem  Karma, dann ist man guten Mutes, denn man nähert sich intuitiv dem leuchtenden Kern des tiefen Wissens, das in den verborgenen Korridoren indischen Blutes lagert und diese Menschen stets begeistern kann, wenn man sie daran erinnert, denn gerade ist man ja selbst, wer weiß wie und wodurch, hineingeraten in das vielgelobte Sein und eins seiner/ihrer Aussprechbarkeiten: Es ist, wie es ist.
(Oder soll hier auch nochmal ich draus werden?) Ja, das habe ich verstanden, und dass es tiefer ist als ich willig war zu denken. Durch mich selbst und um mich herum, ja, kann ich wirken und auch was bewirken, und auch mich einsetzen, dass sich was ändert, (keine Garantie), wo ich es wesentlich finde. Aber was ist wesentlich?
Gestern beim Holi-Getümmel hatte ich mir eine Haltung fabriziert, die aus der Erkenntnis kam: Widerstand ist zwecklos. Ich hätte woanders hingehen können, dachte aber, die Terrasse wäre, und war auch, ein guter Platz, um das berühmte Fest mal nah zu erleben. Es fing um 6 Uhr früh an und war pausenlos durchdröhnt mit indischer Techno-Musik bis 16 Uhr nachmittags, wenn Polizisten das Feld der Betäubten räumte und über Lautsprecher zu Baden und Essen rieten. In diesem Beat rockten also bis zu 2000 Menschen auf dem lokalen Marktplatz herum bis in die Nebenstraßen hinein. 90% Männer beherrschten die Szene (am Rande tanzten kleinere Grüppchen von ausländischen Frauen) und rissen sich gegenseitig die T-Shirts vom Leib, um sie auf die extra dafür aufgespannten Schnüre zu werfen, eine Mode, die sich nur hier breit gemacht hat. Auf meinem Photo sieht man am Tag danach die im Staub liegenden Kleidungsstücke. Was man auch darauf sieht, sind Sweeperfrauen, die das Ganze säubern müssen und die Kühe verjagen, die sich gemütlich auf dem pinken Lager niedergelassen haben. Ich selbst habe vermeiden können, dass man mich mit Farbe zuballert. Nur ein vorsichtig aufgetragenes Stirnzeichen in Grasgrün wollte ich akzeptieren, Letztendlich hopsten wir alle auch von der Terrassen aus mit, und ich traf ein paar nette Leute.


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