Shitala Mata

Gestern habe ich auf Nathu gewartet, der nur schnell eine Runde um den See drehen wollte, um dann mit mir einen Abschiedstee zu trinken. Beim Warten fiel mein Blick erst auf eine Kuh, dann auf den Raum, aus dem sie kam. Ah!, dachte ich, das ist doch der Shitala Mata Tempel! Wenn man nicht zufällig mal ein paar hundert Frauen um 4 Uhr morgens um diese verborgenen Tempel herum hat antreten sehen zur Shitala Mata Puja, kann man eine Ewigkeit durch Indien wandern, ohne von ihr zu hören. Als die Kuh wieder reinging ins Innere, um den Rest der Blumenmala am Hals der Göttin zu fressen, bin ich auch hinein, um mal genauer zu sehen, wie die Mata aussieht. Das Bild oben habe ich da gemacht. Ich finde, es ist auch ein Gedicht. Mal wieder mit staunender Intensität gehe ich den dunklen, ölüberfluteten Dingen entlang…was sehe ich da? Und tatsächlich!, erzählt mir Nathu später, ist Shitala Mata Tag im Anflug. Heute wird in allen Häusern kein Feuer entfacht, es wird kalt gegessen, was am Tag zuvor extra zubereitet wurde. Die Göttin muss beruhigt werden, höre ich, sonst bringt sie Krankheit, heiße Krankheiten wie Pocken, Masern undsoweiter…Da ich etwas Zeit habe, beginne ich mich zu fragen, wo die eigentlich herkommt. Was ist ihre Geschichte? Diese Frage hatte ich schon mal gestellt, als ich früher kurz im Tempel der Santoshi Mata, der Friedensgöttin, lebte. Niemand hatte die geringsten Probleme damit, dass sie durch einen Film geboren wurde und es sie vorher noch gar nicht gab. Es hatte mal wieder so eine kosmische Note, im Erscheinen solch unruhiger Zeiten einen Friedenstempel mit einer Göttin produziert zu bekommen. Aber nicht nur, nein. In der Wurzel des Baumes innerhalb der Tempelwände wurde von einem pilgernden Mann ein Ganesh, also der Elefantengott, entdeckt und farblich herausgearbeitet. Nun wusste auf einmal jeder, dass es der Sohn der Santoshi Mata war, und alle waren hochzufrieden. Woher wussten sie das, und wie kam es zu so einer seligen Übereinstimmung über Jahre hinweg, immer mehr Menschen anziehend!? Sie hat nun einen festen Tag in der Woche, wo man hingeht und Segen erhält für ein kleines Entgelt. Ja, zurück also zu Shitala Mata, die mir so ähnlich vorkommt in ihrer urdunklen Erscheinungswurzel, wen kümmert’s außer mich (kümmert’s mich?), und wir Foreigners fragen ja dauernd „warum“, bis auch wir stiller werden.“Shital“ heißt „kühl“. Man macht also heute gar kein Feuer an, damit sie sich nicht ärgert und ihre innerlich heiß machenden Krankheitssamen ausstreut…..Gut. Ich habe dann etwas herumgefragt und war schon verblüfft, dass es keinerlei Info gab, außer dass man heute kühl isst, was ich ja bereits selber wusste. Dann habe ich den Fehler gemacht und bei Wikipedia nachgeschaut, bis mir schwindelig wurde, obwohl ich gerne daraus ein bisschen kopiert hätte, denn es hat klar gezeigt, wie Dinge entstehen und ihren vielseitigen Gang nehmen, und jeder macht mit der energetischen Zufuhr aus den Dingen, was sie oder er möchten. Und auch die Kinder, wenn sie können oder dürfen, tun gerne, was sie möchten, fühlen sich wie Spiderman oder der Silver Surfer, und aus allem entsteht wieder Neues, und vergeht dann irgendwann wieder. Wie Shitala Mata, die sich verblüffend lange gehalten hat und immer noch ihre Zweige ausstreckt wie ein Banianbaum. Ich wünsche allerseits einen gelungenen Shitla Mata Tag. Und keine Sorge, wenn jemand aus Versehen ein Feuer entfacht. Der Ernst der Lage ist nur denen vertraut, die ihn kennen. Sie tragen die volle Verantwortung.

 


Leave a Reply

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.