Das Bild habe ich in einem Vorgärtchen in Veere entdeckt, und zuerst hielten wir es für die Maria, die durch die Abblätterung mit einem schönen Bart gesegnet wurde. Aber jetzt sehe ich, dass es doch Jesus sein muss, dessen Geburt von den übriggebliebenen Christen und Christinnen bald gefeiert werden wird, wenn sie sich nicht gerade irgendwo die Köpfe einschlagen oder berechtigte Angst haben müssen vor Anhängern des Islam. Abgesehen von den frommen und daher eher zum Guten geneigten ‚Seelen‘, die es gewiss in allen Religionen auch gibt, immer in ziemlich seltener Ausführung, so ist doch die Zugehörigkeit zu einer Religion oft genug in der Menschheitsgeschichte zu einer Gewaltkeule geworden, mit der man in der politischen Arena die anderen Gläubigen vernichten kann. Und all der Pomp und die Show und die Mitläufer:innen können die Tatsache nicht verhindern, dass (z.B.) Jesus nur einmal geboren wurde, der Retter also. Natürlich fand ich ihn auch mal toll, vor allem, als er durch die Tempel fegte und tacheles redete, das war gut zu verstehen, man hat ja leider selber zu sowas selten den Mut. Soweit ich mich erinnere, war Syrien auch mal christlich, bevor die Muselmanen kamen und übernahmen, schon damals irgendwann vor ein paar Jahrhunderten. Dann kommen alle, die einfach so mitlaufen beim ihnen Vorgesetzten ab und zu in die Bredouille, wenn auf einmal ein anderer Gott, der doch eigentlich nur Einer sein kann, dann doch nicht sein kann, weil überall ein anderer Ton herrscht und zu viele in falschen Zungen reden. Eine falsche Zunge bekommt man dann, wenn man etwas tut oder sagt, von dem man weiß, dass es nicht stimmt, und man sagt oder tut es trotzdem. Alle Kulturen und Religionen und Institutionen haben ihre Blütezeit, und wenn die vorbei ist, fängt auch die Zeit der falschen Zungen an. Da feiern die Christenmenschen also wieder die Geburt ihres Heiland. Hat man das Heilungsangebot wohl verstanden? Oder war es doch zu schwer, den Nächsten zu lieben wie sich selbst, wo doch die Frage, ob man sich selbst überhaupt liebt, noch gar nicht beantwortet ist. Schnee und Freude bleiben auch oft weg beim Fest. Was nicht wegbleiben muss, sind all die Lichter, die das Dunkel erhellen, und die Freiheit, mit der man, also wir, wählen können, wie wir selbst das Lichterfest verbringen möchten, und was wir dabei als angemessen empfinden, ohne dass ein Haar gekrümmt werden muss. Das wünsche ich jetzt schon hinaus in die weihnachtlich sich vorbereitende Weite: dass in den Festtagen keinem ein Haar gekrümmt wird.

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