radikal

Natürlich mussten wir auch ausgerechnet am Ostersamstag einkaufen gehen. Der (Bio)Laden war so voll, dass man sofort wieder die Flucht ergreifen, beziehungsweise sich auf die schlichteste Version des Gebrauchten konzentrieren wollte. Mit einer befreundeten Buddhistin, ebenfalls unterwegs gegen das Verhungern, kam es zu einem Austausch über die Auferstehung. Und klar, wenn man an Reinkarnation glaubt, kann man das auch als eine Art Auferstehung sehen, obwohl man selten Tote von ihrem Lager hat aufstehen sehen. Dann kann es symbolisch gedeutet werden, und viele wissensschwangere Deutungshoheiten waren und sind noch immer bereit, ihren Deutungshunger mit dem uralten Material zu sättigen. Auch ich, behaftet mit gründlichem Unwissen, was die biblischen Geschichten betrifft, habe trotzdem ein Angebot an Lieblingsanekdoten und Lieblingsempörungen auf Lager, wenn der meist trübsinnige Karfreitag wieder die Gruselgeschichte des Leidensmannes einläutet. Sofort denke ich an Kaschmir, und wie sie (seine Freunde) ihn dorthin gebracht haben, wo heute noch sein Totenhemd liegt, und er von den Hindus als Krishna, der Gott der Liebe, erkannt wurde und viele Jahre dort noch Schönes erlebt hat.  Was mich immer aufs Neue nerven kann ist die Behauptung, er hätte alle Sünden und Schmerzen auf sich genommen, dabei haben d i e deutlich zugenommen, und  die völlige Bereitschaft zur Selbsttäuschung kann da der Illusion nicht mehr entgegenwirken. Das Annageln des menschlichen Fleisches an Holz ist eine grässliche Folter, und derartige Strafen werden weiterhin täglich verhängt, und verhängt soll auch der Blick von Gläubigen bleiben. Denn hören sie nicht auf, das Zeug zu glauben oder einen heiligen Sinn hineinzulegen, dann sind sie kontrollierbarer, was mühelos zu weiterem Missbrauch führt. Schon wendet sich das vergilbte Blatt der Religionen und zeigt die raschelnden Leerseiten. Ob die angebetete künstliche Intelligenz wirklich das schmerzfreie Paradies erschaffen kann, ist eher unwahrscheinlich. Vielleicht ist es Zeit, Level 11 ins Auge zu fassen, wo es um das radikalste aller Geheimnisse geht. Wo auch immer man hinschaut: da ist es. Auch im Sahara-Staub.

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