…als endlich wieder Sommer war

Ich habe dem Sommer ein einziges Gedicht gewidmet, da wimmelte es nur so von seinen Schatten, die ja auch wohltuend sind als Schutz vor des Feuers Kraft. Die erste Zeile, an die ich mich gerade erinnert habe, ging so: „Sommer – langer Gedankenstrich – verlorenes Recht auf Grün…“, was ich noch immer ganz aktuell finde. Oft staune ich, wie es kommen konnte, dass ich selbst nun in diesem grünen Dschungel sitze, mit Freunden und Tieren (zwei Katzen) (Büchern und eigener Arbeit und genügend Zeit, um sich um das, was einem am Herzen liegt, zu kümmern). Also in guter Gesellschaft und viel Raum für Einsames,wo man die Wohnhaftigkeit der Tiefen ermessen und der Dankbarkeit über gelungene Handhabung des Vorhandenen Raum geben kann. Das ändert nichts an der Tatsache, dass ein endloser Krieg sich bereits angebahnt hat, weil kein Verlieren mehr gedacht werden darf, nebst all den anderen globalen Unseligkeiten, von denen wir zu hören und zu sehen bekommen in unerschöpflicher Reihenfolge. Der Sommer bringt Nacktheit in die Öffentlichkeit, man sieht, zum Beispiel beim Eis-mit Sahne-Schlecken, viel entblößtes Bein, abrasiert oder eher behaart, und diese entblößten Arme, die einem verständlich machen, dass Sommer ist und  Menschen ihre Ideen ausbrüten, was sie alles in dieser kostbaren Zeit anfangen wollen. Benn fand es am schlimmsten, im Sommer zu sterben, wenn alles licht ist und die Erde für Spaten leicht. Das kann man auch anders sehen. Letztes Jahr im Sommer habe ich einen Menschen verloren, der mir sehr nahe war und ja, vielleicht war es doch tröstlicher für uns, die „Hinterbliebenen“, dass es so vollkommen sommerlich war, die Blumen im Garten in voller Blüte standen, und alles, was sie geliebt und gelebt hatte, war da in diesem Licht. Wir, die wir sie geliebt haben, waren da, als sie sich für immer aus diesem Garten verabschiedete. Auf jeden Fall von d e m  Fürimmer, das wir kennen. Nun bahnt sich inmitten des grünen Sommerrausches ein weiterer Abschied an. Wie soll man’s verstehen, wenn der Pfeil schon tief sitzt und die Fragen ein Ende haben. Aber vielleicht haben sie gar kein Ende, schwirren nur so durch den Raum und suchen nicht mehr nach Antworten. Gut, dass man draußen sitzen kann, sich selbst versenken und versinken, und lassen, was sich vom Selbst her nicht versteht.  Das Ringen um die Klugheit und die Klarheit und die Kraft. Die Einsicht in die Schicksalslenkung, die nicht die eigene ist. Immer Andere sind die Begleiter. Die Fragen reisen mit in hellen Sommerkleidern. Sag, Tod: Bist du nun Liebe oder bist du’s nicht?

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