verantworten

Vermutlich ist den meisten von uns (Menschlingen) klar geworden, dass wir die Geister, die wir riefen, nicht mehr bändigen können, bzw. nicht mehr loswerden. Herr, die Not ist groß. Der Meister antwortet nicht. Auf einmal ist jede/r für sich selbst verantwortlich, das erschafft zumindest etwas Reife im Umgang mit den eigenen Befindlichkeiten. Ich kann mich fragen, welche Geister ich selbst rief, oder wie heißt es doch: wessen Geistes Kind ich bin, oder was „Geist“ für mich ganz persönlich  bedeutet.  Ich denke an Sokrates und seine letzte Rede, in der er die Dinge klarstellte, die unbewusst alle ahnten, aber eben nicht wussten, und Sokrates sagte also alles, was es noch zu sagen gab, und griff dann selbst zum Giftbecher und trank seinem entschwindenden Leben zu. Denn nicht immer, also in seltenen Fällen, ist es unangebracht, dem Leben hinterherzujagen, so als wäre der Tod nicht auch ein Tor in die Freiheit. Und man hat ja ganz früh in den heiligen Werken des Ausgedachten gelernt, dass es schon im Paradies Handlungsverbote gab, und hätten Adam und Eva nicht von der Schlange verführt werden können, ja, was hätten sie denn dann nicht können. Bestimmte Erfahrungen machen zum Beispiel, die sie aus der verordneten Kindheit immerhin herausgeführt haben, auch wenn ziemlich schnell ein Mord in der Familie passiert ist. Und  „den Geist“ und  „die Geister“ kann man wohl rufen, wenn man sich daran gewöhnt hat, etwas von ihnen zu brauchen und macht sie sozusagen zu den persönlichen Dienstboten, die man auch ansprechen kann, wenn man eine Parklücke braucht für den Wagen. Verhältnismäßig schnell lässt sich auch klären, dass alles, was für uns Erleben möglich macht, aus der Substanz besteht, die den geistigen Inhalt bestimmt, die geistige Schöpfungsmaterie also, scheinbar unbegrenzt verfügbar für so ziemlich alles, was Menschen so austüfteln, und was uns zum Haben geeignet scheint.  Bis eines Tages der Golem in den Gassen herumirrt, der zwar vom Geist erzeugt, selbst aber nichts davon besitzt, und gerade deswegen zu allen Entgleisungen fähig ist, weil er oder sie oder es die Tragweite des eigenen Handelns gar nicht einschätzen kann. Es macht ja einen gewissen Sinn, dass dann Erinnerungsfetzen auftauchen an die alte Pforte. Regungslos steht man im verwilderten Garten. Niemand mehr da. Die Szene wie ausgestorben. Kein Kettengeklirre der Hoffnungsgesänge. Kein Saugen am tiefschwarzen Strohhalm der Welt. Der Vater entlassen, die Mutter versöhnt. Der Kindheit nahtlos entwachsen. Das geistige Feld still, und doch so lebendig.

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