yatra


Rahul Gandhi, der Wanderer
Nun sind die vom Unwetter durchnässten Materialien getrocknet, und man kann sich mit anderem beschäftigen. Es segelten (wegen der klimatischen Verzögerung) gleich drei „Times of India“ durch meine Haustür, der austragende Sikh war sichtlich überfordert. So erfuhr ich, dass Rahul Gandhis sogenannte „Bharat Yodo Yatra“ in Kashmir zu Ende gegangen ist, was auch das Ziel war. Dort schneite es, und selbst Gandhi hatte eine Jacke an. Man sieht auch, dass er ein bisschen verklärt wirkt. Aber klar, er hat vierzehn indische Staaten zu Fuß durchquert, und das in fünf Monaten. Ich erwarte nicht, dass diese Nachricht jemanden vom Hocker reißt, aber mir gefällt die Geschichte, weil sie m.E. nur in Indien stattfinden kann. Ein Politiker also, der es eh schon schwer hat wegen seiner Zugehörigkeit zur Gandhi-Dynastie, aber auch persönlich gegen ein schwer auflösbares Weich-Ei-Image zu kämpfen hatte und hat,  dieser Sohn von Sonia Gandhi, (halt auch mit dem italienischen Blutstropfen drin), der hatte irgendwann diese Idee, dem Volk näher zu kommen und dem Volk zu zeigen, dass er das kann. Denn man nahm ihn nicht ernst wegen dem Goldlöffel im Mund, und so zog er aus und verkündigte, von sich aus auch alleine seine Wanderung zu machen, nur für seine eigene Liebe für Bharat (Name für Indien), also nicht für das Vater – sondern für das Mutterland, Bharat Bhoomi eben (Kosenamen für die (indische) Erde). Bald folgten ihm Tausende, überall küsste und herzte er Menschen, und stramm ging’s weiter, bald mit mitreisender Küche im großen Stil: Zelte für die Zugelassenen, Essen und Trinken von guter Qualität. Die Inder sind wahre Meister dieser organisatorischen Vorgänge, alles klappt am Schnürchen, überall Helfer für die immer größer werdende Sache, bei der man nun dabei ist: Rahul Gandhi wandert von unten im Land nach oben, wo die Feinde (Muslime) wohnen, aber nicht seine, er ist auch menschlich und herzlich zu Muslimen. Es wäre ein Leichtes, einen Heiligen aus ihm zu machen, aber er läuft eben bereits wieder als Politiker, und ob ihm die Menschennähe bei der nächsten Wahl helfen wird, das steht in den Sternen, aber leider nicht geschrieben, sonst könnte man’s ja lesen. Für mich ist das so, dass ich daran interessiert war und bin, ob es ihm gelingen wird, diese gruselige BJP-Partei von Narendra Modi zu besiegen wegen der Hindutva-Gefahr. Nicht ohne Grund blitzt das Hitler-Gespenst vor dem Auge auf. Wann ist etwas schon zu weit gegangen, und wann gibt es endgültig kein Zurück mehr. Wenn die Spieler merken, auf welchem Feld sie stehen, und wo der Rubel rollt. Wir leben in einer Zeit, in der menschliche Qualitäten viel diskutiert werden, aber wo bleiben Raum und Zeit, sich um die Umsetzungen zu kümmern? Sie kommen ja nicht von alleine, die Qualitäten, man muss sich (ständig) um sie kümmern. Und was könnte der friedliebende Rahul Gandhi tun, wenn er beim Republic Day als Prime Minister da säße, wenn die nur in indischer Produktion gefertigten Waffen an ihm und den Anderen vorbeifahren würden (weil sie nun mal da sind), und irgendein politischer Unhold müsste aus verschiedenen Gründen sein Ehrengast werden?

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