u.a.vom Smartphone

Samsung I9500 Galaxy S420161218_1535051

Für die meisten Inder ist ja gerade „Kali Yuga“, das dunkle Zeitalter, in dem, wie es in ihren Schriften geschrieben steht, falsche Könige auf künstlichen Thronen sitzen, die Götter mit den Dämonen an einem Strang ziehen, und mal diese und mal jene den Kampf um die Vorherrschaft gewinnen, und das niederste und schwerste der Materialien, das Eisen, vorherrscht, dem die Menschen nach und nach untertan werden usw. Man braucht auch nur „Kaliyug hai“ sagen und bedenklich mit dem Kopf wackeln, wenn mal wieder was ganz Schreckliches geschieht, denn wussten wir’s nicht schon seit tausenden von Jahren, dass es so sein würde!? Und wissen wir noch, dass es auch für diese Phase einen ziemlich guten Vorschlag gibt? Er ist schlicht, aber sehr wirkungsvoll, nämlich: schau dich selbst an, nicht in egomanischem Selbstvergessen, sondern in tiefem Interesse am eigenen Sein und seinen Gestaltungsmöglichkeiten über den Weg der Erkenntnis. Ich? Frei von Gewalt? Freundlich zu Menschen? Einfach im Umgang mit Komplexitäten?  Hilfreich? Und was auch immer das von sich selbst Beobachtete und Gewünschte auch sein mag. Das Kaliyuga ist der Kernpunkt der Geschichte: alles Wissen offen und verfügbar, doch wo gehe ich lang? Und warum zeigt kein Eremit mehr den Weg mit der Laterne? „Be a lamp unto yourself“ fällt mir da ein (leider nicht der, der es gesagt hat).
An einem der Zugänge zum Wasser, an dem ich täglich vorbeikomme, sitzt ein junger Brahmane, der mich kürzlich gefragt hat, wo ich denn gewesen sei die letzten zwei Tage. Na wie immer, sage ich und will ihn das nächste Mal mit aufmerksamem Humor grüßen. Da fällt mir auf, warum er mich nicht sieht: er ist vertieft in sein Smartphone. Nach zweimaligem Ramram-Flöten gehe ich hin und sage: na kein Wunder…usw…. Was mich dann berührt, ist dieser arglose Resonanz-Blick, unter dem ich sofort einiges verstehe:  Tausend Jahrte kollektiv erzwungenes „Drinsein“ schauen mich an. Er ist in seinen Zwanzigern, Bluejeans, kecker Haarschnitt, Technomusik. Hier sitzt er wie so viele und übernimmt den Taubenfutter/heiliges Zeug-Stand von seinem Vater. Der Erwerb ernährt die Familie. Sein Blick, der erst durch das Phone in einem „Draußen“, und dann in einem neuen, funkelnden Drinnen, dem Smartphone-Innenleben eben, gelandet ist, sagt: wenigstens habe ich d a s. Weltverbindung, eigene Entscheidungen, eigener Geschmack! (Vielleicht sollte ich indische Werbung für Samsung machen?) Heute, als ich vorbeikam, ging sein Phone aus – nicht geladen. Da zog er entspannt ein weiteres aus der Tasche. Always prepared! Stay online!
Obwohl ich keinen Plan hatte, wollte ich nicht unbedingt ein Smartphone Loblied singen, obwohl…ich hab ja auch mein Smartphone (sooo lieb). Ja, was wollte ich denn sagen? Es ist eben so, dass der Blick nach innen nicht der Blick in das Smartphone ist. Auch Kaffe kann als Beruhigungsmittel deklariert,  das Beisichsein aber nicht wirklich getürkt werden. Dafür ist die Bewegung zu einfach, und an der Einfachheit kann man sie auch erkennen, denn sie verbindet über diesen Weg mit Anderen. Eine magische Maschine, der Mensch. Being human!!!

****************************************************************************************************************************************************

Lieber hätte ich ja mein eigenes Smartphone photographiert, aber ich hab ja nur eins. Die Kuh stand heute früh vor mir, eben u.a. auch life companions……

 


Leave a Reply

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert