dunkler Spiegel

Das geht ganz schnell, dass man vollgepumpt ist oder sich vollpumpen lässt mit Bildern, die, genau wie die Worte, das Fassungslose nur vertiefen. So ist es in der Tat die Ebene des Fassungslosen, auf der wir, dieses neue Wir, uns bewegen. Einerseits sitzen wir auf der Zuschauertribüne und starren oder lauschen hinein ins Vieldiskutierte, das mit der Blöße der totalen Ohnmacht ringt. Andrerseits wird man gleichermaßen überwältigt vom Potential menschlicher Handlungsentschlossenheit, wenn klar geworden ist, wo sie eingesetzt werden muss. Das wiederum kann seltsame Gelüste hervorlocken, z.B. in den Gehirnen rechtsradikaler (deutscher) Männer, die sich aufmachen, um sich an der Niederlage des letzten Krieges zu rächen. Alles wird sehr kompliziert, nicht nur komplex, wenn man hinschaut auf die Entfaltung eines Dramas, das noch keiner erlebt hat, aber an dem alle beteiligt sind. Wir sagen das ja gerne, dass die Geschichte sich immer wiederholt, was sie aber gar nicht kann, denn ständig verändert sie sich und kann nie wieder sein, wie sie gerade ist. Es sind die Menschen, also wir, die wir die jeweiligen Strukturen gedanklich, also geistig, aus dem Nichts (könnte man es nennen) herausholen oder locken oder zwingen, damit es unseren Vorstellungen und unserem Willen entspricht. Diese Weltordnung also, an die wir uns gerne ein bisschen gewöhnen, so, als gäbe es sie in einem stabilen Format, auf das man sich verlassen kann, die ist jetzt auf ein Ende gestoßen, oder wird gerade auseinander genommen. Explosionsartig wird die dunkle Wolke des Gewesenen in den Raum geschleudert. Niemand will es mehr fünf nach zwölf nennen oder halb eins, sondern diese Uhr ähnelt der Uhr in Hiroshima, sie ist erstarrt, und man lauscht ein wenig nach dem vertrauten Ticken, bis auch d a s nachlässt. Deswegen gefiel mir auf dem uralten Bildlein der Sphinx (oben) vor allem der sperrige Balken, den ich sonst sicherlich entfernt hätte. Aber nun schaut sie entweder auf eine undurchdringliche Wand, die dem durchdringenden Blick eine Sperre auferlegt, oder aber auf einen dunklen Spiegel, dessen Geheimnisse sich für uns nur öffnen, wenn wir selbst hineinschauen, falls so ein dunkler Spiegel sich als hilfreich erweisen könnte für unsere eigenen Ängste und Befürchtungen und Ablehnungen und Wirrnisse und Belichtungen undsoweiter.  Immer noch will man ein bisschen glauben, dass es jemanden geben muss, der einschreiten kann und dem Irrsinn ein Ende machen. Aber diese Person gibt es nicht, egal, wie mächtig die Person in ihrem Umfeld angesehen wird. Es wäre auch nicht nur vergebliche Liebesmüh‘, wenn z.B. der Dalai Lama einen Draht zu Putin hätte und ihm das für ihn Wesentliche sagen könnte. Putin, soweit man ihn überhaupt noch einschätzen kann, findet das vermutlich eher unterhaltend, wieviel Bemühung in der Welt aktiviert wird, um seine Idee zu untergraben und zu verwerfen. Diese Möglichkeit ist aber vorbei, wenn es sie jemals gegeben hat. Denn wir lernen ja gerade das, was wir nie wissen wollten, oder wollten es immer wieder mal vergessen, dass ein einziger Mensch viel Unheil anrichten kann. Größtes Unheil ist da, wo Leben und der lebendige Geist sinnlos zerstört werden und man noch froh sein kann, wenn es überhaupt ein Ende geben wird. Aber die Antwort darauf wissen wir auch schon.

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