zuhause

Andrerseits ist natürlich der Name ganz wichtig, z.B. bei einer Diagnose. Erst vermutet man selber, was wohl mit einem los ist, dann weiß man es. Es hat einen Namen und kann behandelt werden. Ein heftiger Infekt hatte mich also irgendwann und irgendwo attackiert, und nun gab es die Medizin dafür, zum Glück nur für ein paar Tage. Während der akuten Phase vorherrschender Schmerzen und einer ansteigenden Zermürbtheit konnte ich weder lesen noch schreiben, eigentlich gar nichts, wenn auch mit bester freundschaftlicher Unterstützung, als mit mir zusammen zu sein und auszuhalten, was da gerade vor sich ging. Irgendwann dachte ich: was denke ich eigentlich?, und so paradox es auch klingen mag, erhöhte sich auf einmal mein Interesse, im Denkraum mal nachzuschauen, was da läuft. Da ist ja immer was los, und wenn man die Zügel loslässt oder sie einem auf einmal leise entgleiten, dann kann man ins Staunen kommen, wo das alles herkommt und hingeht und einen mitschleppt und wieder woanders hinfliegt. Wo es auf einmal hängen bleibt und eine Szene immer und immer wieder durchspielt, mal mit d e m Text, mal mit jenem. Wälzt sich träge dahin in bedeutungslosem Allerlei, oder erzeugt high level Drama, wo gar keine Bühne ist. Das läuft ab wie in Träumen, nur im Wachen kann man, wenn man möchte, mal zuschauen. Oder ein bisschen mitreisen von Blase zu Blase, und lässt dann weiterziehen, wobei es da schon wieder ums Bändigen geht. Und was ist das denn, was da wie von selbst vor sich hinagiert, so, als hätte ich es einmal ins Leben gerufen und es kommt jetzt einfach mal vorbei, In meditativen östlichen Praktiken wird dieses Treiben zuweilen mit dem Verhalten von Affen verglichen. Andere Praktiken raten, sich dem Denken ernsthaft zu widmen, sodass man es gut genug kennen lernt, um es auch mal zur Seite legen zu können, damit man sich d e n Dingen widmen kann, bei denen Denken eher stört, wie zum Beispiel bei der Bildbetrachtung oder bei der Atemübung usw. Dann kann man sich dem Kultivieren der Kunst zuwenden, in beiden Räumlichkeiten (des Denkens und des Nicht-Denkens) gleichermaßen zuhause zu sein.

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