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Meine Ordnung ist durcheinander geraten. Ich meine die, die einem selbst entspricht und die einen angenehm durch den Tag transportiert, mit Freiräumen darin und Spielplätzen, die die Handlungsfähigkeit in Gang halten. Dann plötzlich schlägt etwas zu, ein Insekt oder ein Virus oder ein Infekt, lang oder kurz, bedrohlich oder weniger bedrohlich, es ist ein Gong. Dann höre ich mich, fast erstaunt, zu mir sagen: Hey, du bist krank. Man kann das ja nicht erwarten, tut man nicht eh schon, was man kann. Außer der täglichen Bewegungsstrecke, das könnte noch mehr werden, und wer will sich schon auf das Frühjahr fixieren, das ja kommen muss, damit man sich wieder daran erinnern kann, wie es ist, einen Sonnenstrahl auf der Haut zu spüren. Man kann sie gut verstehen, die Winterflüchtlinge, und viele dachten, ich gehe im Winter nach Indien wegen der Sonne, aber dort habe ich sie erst kennen gelernt. Sie hat mich mit Unterstützung von kulturellen Riten von einem Nacht-Mensch in einen Tag-Mensch befördert, mit frühen Morgenden und nicht zu späten Nachtzeiten. Dort wurde ich auch jedes Jahr mit großer Regelmäßigkeit krank und lernte die Furcht kennen, in ein indisches Krankenhaus zu kommen, ausgeliefert an das gründlich Unfassbare. An menschlich Undurchdringliches gebunden, wissend, wie wenig ein Menschenleben irgendwo bedeuten kann, wo einen keiner kennt. Wo man dem Arzt Vertrauen schenken muss, ob man will oder nicht. Oder klar, den Richtigen finden, der noch Zeit hat, einen in der aktuellen Not zu begleiten. Ansonsten muss man vor allem aufpassen, nicht in die Maschinerie zu geraten, das kann sehr schnell gehen. Wenn man krank ist, wird man herausgeschleudert aus dem Weltgetriebe. Man ist ja verknüpft und vernetzt, und auf einmal ist man nur noch krank. Schmerzen, die einem auf engstem Raum zusammenhalten. Da merkt man dann erst, wie das Chaos im Kopf schon läuft. Ein paar Tage konnte ich keine Zeile lesen und schreiben. Dann habe ich den Samstag mit dem Sonntag verwechselt, also Leonard Cohen am Samstag statt am Sonntag. Nicht, dass es jemandem auffallen würde, aber hallo, es ist doch aufgefallen. Hey, sagte der Freund, keine Beiträge?! Genau, konnte ich dann sagen aus meiner Unwohlseinsblase heraus: ich bin krank und seit ein paar Tagen schon zu schwach, um am Schreibtisch zu sitzen, und meine Aufmerksamkeit  war sowieso nur auf den Zustand gerichtet:. Das Krallen, das Stechen, das Wehtun. Oder die Möglichkeiten des Gegensteuerns bedenkend. Man will ja das Vertrauen in sich steigern, dass man zu angemessenen Entscheidungen gelangt, eben auch nicht ausschließt, dass es zu ärztlicher Behandlung kommen muss. Das habe ich auch jetzt entschieden. Auch wenn man eine Fachkraft zu rate zieht, muss man nicht unbedingt Glauben schenken, aber es hilft doch in der Ausrichtung. Krankheit bringt einen nahe an den Körper heran. Das kann sie auf jeden Fall. Der Geist wiederum muss sich einstellen und die neuen Bedingungen unterstützen. Das ist nicht so leicht, wenn auf einmal die Pferde davon galoppieren. Bis man sie finden und wieder beruhigen kann.

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