kostbar

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Soeben erreicht mich die Nachricht (aus Deutschland), dass in einem befreundeten Familienkreis ein Mann sich auf dem Speicher erhängt hat, weil er nicht weiter zur Last fallen wollte mit dem, was er da war. Ich nehme es als heutige Eingebung, da es sich in meinem Geist eh schon angedockt hat. Er war, wie ich lese, der ungeliebte Sohn seiner Mutter, deren Mutter ihn wiederum aufgezogen hat. Nach so einem ersten Ungeliebtsein ist sicher nicht alles verloren, denn jedes Schicksal bietet Möglichkeiten, mit der eigenen Anwesenheit auf der Erde umzugehen. Aber das Nicht-geliebt-werden von der Mutter hinterlässt so tiefe Furchen und Wunden, dass sie oft  nicht mehr geheilt oder bewältigt werden. Dass Menschen so verzweifelt werden können, dass sie ihr eigenes Leben auslöschen, hat mich immer erschrocken. Dass, zumindest im Moment der Tat, kein Funke mehr übrig war für die Einzigartigkeit des Lebens. Es gibt auch eine Freiheit, von der u.a. Dichter und Denker und Leidende und dazu Entschlossene Gebrauch gemacht haben: die Freiheit, sich das eigene Leben zu nehmen.
Was haben sich wiederum andere Geister die Münder fusselig geredet, um das Wissen zu vermitteln, das zu vom Leid erlöster Gegegnwart führen soll.
Hier im Dorf ist gerade Festival-Auftakt, irgendwas mit „Sacred“. Die Chief-Ministerin von Rajasthan , Vasundhara Raje, wird erwartet. Als ich vorhin an der riesigen Bühne vorbeistolpern musste, da noch nicht alles fertig geworden war, fing ein Lama an, eine Lecture über Chakren zu geben, auf Englisch. Ich fand mich vorübergehen. An meinem Morgenplatz angekommen, las ich, wie gesagt, die Nachricht. Da kam Surendra, ein kleiner Junge, mit seinem Schulbuch  und wollte, dass ich einen englischen Text mit ihm lese. Der gefiel mir sehr gut und stellte für mich eine Verbindung her zwischen allem, was mir so durch den Kopf gegangen war, über die Kostbarkeit des Lebens einerseits, und andrerseits über die Möglichkeit und Freiheit, es zu beenden. Die folgenden (und nur die ersten) Zeilen des Gedichtes, die ich mir notiert habe,  sind von Erin Mazur. Das Photo oben ist auch aus dem Schulbuch.

 Swift on the wing, powerful flight,
I soar, my tail spread wide.
I fly freedom, I fly for life,
on feathered wings I glide………

 


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