förderlich

Der Film „Die Wannseekonferenz“ lief also gestern Abend im ZDF zur Hauptzeit und es wäre interessant zu wissen, wie viele Bürger und Bürgerinnen ihn gesehen haben und ob und wie und was darüber geredet wurde. Ich persönlich schätze Filme, die mich noch aus einer gewissen Distanz betrachten lassen, aber nur, um meine eigenen Gedanken dazu entwickeln zu können, also Filme, die weniger zum Miterleben als zum Nachdenken anregen. Es blieb nicht aus, dass man sich diesen Konferenztisch mühelos wieder mit neuen Figuren denken konnte, die bereits auf politischen Bühnen agieren. So hätte unter den exzellenten Schauspielern Björn Höcke einem vermutlich noch mehr Schauder über den Rücken gejagt, wenn der lauernde Sadismus in dieser Form politischer Überzeugung einem allerdings auch s o nahe genug kam. Was kommt nahe? Nicht nur, dass es wieder passieren könnte, sondern dass einige Weichen immer gelegt bleiben für den Ausbruch solcher, meist männlicher Gelüste. Denn Gelüste sind es doch in so ziemlich allen kränklichen Ausgeburten, diese Selbstüberschätzung, diese Anmaßung, Besseres und Höheres zu sein. Was Ausgewähltsein und Posten ins Spiel bringt, die unbedingt den Wert des Lebens ausmachen sollen, bis die Verblendung ein Erwachen aus dem Alptraum kaum mehr ermöglicht, obwohl es auch in dieser unseligen Geschichte Formen von Erwachen gegeben hat. Und Scheitern in dem Bestreben, dem ganzen Grauen ein Ende zu setzen. Bis dem entgrenzten Spiel dann doch ein Ende gesetzt wurde, von außen wohlgemerkt, nicht von innen. Und dann die Amerikaner, die den Deutschen das Recht auf Rückkehr zur Menschlichkeit nicht ganz verbauen wollten, und ich erinnere mich selbst noch an riesige braune Papiertüten aus dem PX, aus denen übergroße Schokoladentafeln ragten. Den Gedanken, dass einem „bösartige“ Menschen auch leid tun kennen, kenne ich aus Indien. So wird Ravan, einer der bösesten unten den Widersachern, immer noch Respekt gezollt für das, was er auch noch ist, eben ein Herrscher im eigenen Königreich, etwas albern aus heutiger Sicht gesehen. Das ganz neue Problem auf dem Planeten ist ja die ungeheure Zufuhr an intelligenten Informationen, die ein Bewusstsein erzeugen, das nicht mehr kanalisiert werden kann. Ein 18-Jähriger kann sich den Zugang zum Darknet verschaffen und dort für seine misslichen Zustände eine Knarre kaufen, um noch ein paar mitzunehmen in den gähnenden Abgrund. Immer wieder muss und wird es eine Grenze geben, wenn die sich aus dem ganzen Vorgang des Daseienden gestaltete Realität eine Form annimmt, der es entweder gelingt, die Tendenzen der Selbstzerstörung zu steuern, oder aber die Hebel der Zerstörung in Gang setzen. Unruhig beobachten wir wieder einmal die militärischen Bewegungen an den Grenzen der Ukraine. Man merkt, dass man es sich in friedlichen Zeiten nicht vorstellen kann, dass dieser delikate Friede nicht für alle Länder genug bedeutet, um ihn zu erhalten. Wobei es ja auch irgendwo immer Kriegszustände gibt, oder überhaupt Zustände, die man sich nicht vorzustellen wagt, weil sie einen verzweifeln lassen können an der Fähigkeit des Menschen, menschliches  Leben würdevoll leben zu können, bzw. Andere es leben zu lassen wie sich selbst. So bleibt es keiner Generation erspart, die dunklen und die hellen Kräfte in sich in eine förderliche Balance zu bringen, und vor allem „förderlich“ für sich selbst zu definieren.

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