nachzü(n)geln

Herr Spahn möchte also die pandemische Lage beenden, wobei sich neben virtuellen Freudentänzen sofort ein „Obwohl“ aufdrängt, weil ja die Infektionszahlen wieder ziemlich ruckartig ansteigen und von vierter Welle und überfüllten Betten in den Krankenhäusern die Rede ist. Nicht, dass man sich über irgend etwas eine Meinung bilden muss, wenn man das nicht für nötig hält, und nun schaue ich mal, ob sich hier was bildet oder nicht bildet. Ich kann ja nicht leugnen, dass ich auch Mitglied der pandemischen Lage war, obwohl ich in nahem Kontakt herzlich wenig davon mitbekommen habe. Aber es lag was in der Luft, sozusagen eine pandemische Atmosphäre, die vermutlich in den Individuen mehr Veränderungen hervorgebracht hat, als es andere globale Ereignisse vermögen außer vielleicht Weltkriege, die von der Welt dann auch dementsprechend kommentiert werden und in die Archive der Menschheit einfließen. Natürlich gibt es auch ein Gerücht über Herrn Spahn, nämlich, dass es sein könnte, dass er der nächsten Regierung ein weiteres komplexes Problem überlassen möchte, um bei ihren Bewältigungsstrategien demnächst zuschauen zu können. Aber wer weiß schon, was sich hinter einer Spahn-Stirn alles tut, darüber kann man also auch nicht nachdenken. Vielleicht bin ich ja eine Pandemie-Nachzüglerin und komme erst noch einmal kurz in etwas an, was bald schon wieder vorbei ist. Die Impferei war auch so was von simpel, und sofort war’s vorbei. Ich wollte auch nicht ne halbe Stunde da noch rumsitzen im Großraum, um zu schauen, ob es mir gut geht, denn wer soll außer mir einschätzen können, wie es mir geht. Ich meldete mich also ab und wurde gefragt, ob ich Eigenverantwortung dafür übernehme. Na klaro, sagte ich freundlich, denn ich kenne das gar nicht anders. Wer um Himmels Willen sollte die Verantwortung für mich übernehmen. Ich beobachte übrigens leicht amüsiert, wie selbstverständlich für die meisten Menschen das Überstreifen der Maske geworden ist. Nun kommt es darauf an, ob die Bürger-und Bürgerinnen diese vielbenannte „Normalität“, die verloren zu gehen drohte, ob sie die denn wieder haben wollen. Die pandemische Lage könnte ja auch ein Dauerzustand werden, oder ist sie bereits ein Dauerzustand. Gestern lief ich allein einen sonnigen Hügel hinauf und als ich den eisigen Wind einatmete, dachte ich an meine Maske, die ich natürlich nicht dabei hatte. Am Samstag kam ich in die Situation, für eine Maskenvergessenhabende in der Apotheke eine Maske zu kaufen. Es war die erste Maske, die ich selber kaufte, obwohl noch aus den Anfangstagen ein paar schöne Stoffdinger bei mir hängen, die sich Freunde ausgedacht haben. Nun tragen wir ja alle diese medizinischen Teile, und cih war überrascht, nicht nur die furchtbaren Blau/Weißen vorzufinden, sondern nein, es gab sie in verschiedenen Farben. So kaufte ich mir auch gleich eine pinke, und das für nur 50 Cent. Also beenden Sie ruhig die pandemische Lage, Herr Spahn, vielleicht zündet das Thema eher in der Wirtschaft als jetzt bei mir persönlich. Es kann ja sein, dass die interessanten Geschichten erst durchkommen, wenn ein Schlussstrich gesetzt wird unter einen Ausnahmezustand wie die pandemische Lage. Und obwohl Maskierung  und Distanz immer noch gedürft werden wird, ist das Gesamtbild bereits dabei, sich zu verwandeln. Halt wie immer.

 


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