Zeitalter (Yuga)

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Das Konzept der 4 Zeitalter (Gold/Siber/Bronze/Eisen) ist zwar auch im Westen
aufgetaucht als Rad des Lebens, aber in Indien habe ich noch niemanden getroffen,
der es in Frage stellt. Überhaupt wird „In-Frage-stellen“ hier nicht gewohnheits-
mäßig angewandt und es ist einfach, sich durch ein gewisses Kopfwiegen auf eine
ungefähre Vorstellung zu einigen, denn einerseits weiß man ja das Wesentliche, und
andrerseits, was weiß man schon. Als in den Sechzigern ein erst langsamer, dann
immer anwachsender Strom von Westerners, also wir uns nach Indien
aufmachten, fielen wir u.a. durch Fragen wie „warum“, „wie“ und wodurch“ etc.
auf. Stellt man zB Fragen über die Zeitalter, fallen die Antworten sehr vielfältig aus.
So gibt es auch eine Version, meistens von Sadhus (einer Art Mönch) vertreten, die
besagt, dass die 4 Zeitalter auch immer gleichzeitig vorhanden sind und jeder
Mensch das ihm/ihr ensprechende beherbergen kann, indem man sich den
Bedingungen anpasst. 4 verschiedene Ebenen also, die man durchwandern kann.
Ich glaube nicht, dass jemand, der sich in einem indischen Haushalt laut
herumschreiend vorfindet, dann denkt: „ O weh! Jetzt bin ich im Eisernen Zeitalter
gelandet, und sich dann bemüht, in einem der drei verbleibenden zu landen, doch
da wäre dann zumindest der Zustand eingeordnet.
Wie dem auch sei, ein sehr orientalischer Satzbeginn, den auch Inder gerne
benutzen (koi baat hai), auch gemeint als „was soll’s, oder „wie auch immer“….
Wie dem also auch sei, so bin ich heute morgen phoenixgleich aus der Staubgrube
entstiegen, um direkt im Goldenen Zeitalter aufzutauchen. Es ist Donnerstag, ein
von mir mit besten Gefühlen besetzter Tag, da riefen mich Wasser und Treppen
und Steine und ich drehte meine erste Runde seit Ankunft und ging zu „meinem“
Sitz am See. Freundliches Grüßen allerseits, alle beschäftigt mit Morgenritualen.
So ein Ort voller Schönheit und Stille entzieht sich der Vorstellung, auch wenn
man sich jahrelang darin aufhalten konnte wie ich. Der Ort ging auch durch Krisen:
das unterirdische Wasser verebbte, alle Fische und Schildkröten starben, und es
gibt schon lange keine Lotusblumen mehr und keine Libellen, aber immer wieder
wird er in Schönheit geboren und täglich von Hunderten von Pilgern besucht, um
im Wasser das gesegnete Bad zu nehmen. Auch ich empfinde den Ort als einen
Knotenpunkt von Energie, wie wenn man plötzlich in freien Raum gelangt und weiß,
was „Drin-Sein bedeutet. Es gibt solche Orte auf der Erde, wo sich auffallende
Strukturen und Architekturen wie von selbst erzeugen und Erdbewohnern den
Atem rauben. Oder wir beugen uns freiwillig der Erkenntnis, dass es hier auf
unserem Planeten auch das unfassbar Wertvolle und Schöne und Hervorragende
gibt, das eigene Wahrnehmungsfähigkeit sprengt und erweitert.

Das Photo habe ich heute früh gemacht: ein Blatt auf einer hölzernen Tempelglocke.


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