absurd


Frau, an drei Andere denkend
Das Absurde hat eine Eigenart, an der man sich erfreuen kann, wenn man gut drauf ist und bereit, weitere konventionelle Vorstellungen aus den Angeln zu heben, ohne der Illusion zu unterliegen, nun sei dadurch das Neue geboren. Natürlich gebären sich Dinge auch ständig selbst und man kann mitstaunen, was sie zu Tage befördern. Das heutige Bild entstand dadurch, dass mir die (teure) Tube der anstrengenden Farbe „Caput Mortuum Deep“ wieder in die Hände fiel, die ich hauptsächlich wegen des Namens gekauft hatte. Man kann sie auf dem photographierten Bild gar nicht sehen, und zu beschreiben, was einen anspricht, wenn man sie sieht, wäre mühselig, aber irgendwie ist sie wie der Klang ihres Namens. Auf jeden Fall bot dann warmes Orange eine Möglichkeit, die tödliche Tiefe zu komplementieren, das allein kann einen erfreuen. Aber was dann noch so alles drumherum geschieht, da ist man ein bisschen hilflos, denn man kann irgendetwas oder irgendwem nicht entkommen. Man ahnt, dass man es selbst ist. Aber von wo aus dirigiert es den lockeren, freimütigen Vorgang? Woher kommt die Frau, woher die drei weiteren Gestalten? Weiß man es nicht, oder weiß man es doch? Man lacht kurz auf und bemerkt, dass der Humor zurückgekehrt ist, (God knows, warum der Humor männlich sein muss, aber vermutlich weiß es niemand.) Denn man hatte gar keine Absicht, etwas darzustellen, nur einen Pinselstrich Caput Mortuum Deep hingesetzt und geschaut, ob es eine Lösung gibt, eine Handhabung des Schauderns. Ich habe das dann gefunden, ohne zu wissen,  ob man das Finden nennen kann, denn es hat sich freiwillig ergeben. Andere Formen des Absurden sind nicht unterhaltend. Donald Trump zum Beispiel, oder Wladimir Putin, bei denen klar ist, dass sie sich durch alles durchmogeln. Und eine finstere Variante des Absurden ist Nawalny, dessen Ausstrahlung im Gulag des Herrschers zum Auslöschen gebracht wird. Das Absurde ist ein Ton, der über ein bestimmtes, akzeptiertes Maß hinausgeht. Das passiert natürlich auch überall und ständig, weswegen dann bestimmte Philosophen (wie Camus z.B.) zu der Erkenntnis kommen, dass man die Absurdität des menschlichen Dramas einfach annehmen muss, ohne einen erlösenden Sinn darin zu suchen, oder sich vorzumachen, man hätte ihn gefunden, den Sinn des Lebens. Man kann dann jemandem gratulieren, ohne von der Idee gefesselt zu sein. Auch die  Wahl, die wir gerade in Deutschland erleben, hat was Absurdes. Ein geisterhafter Wahlbetrug ist nicht zu befürchten, aber was wird da geschehen von all dem, was man zu fürchten geneigt ist, wo es gar nichts zu fürchten gibt. Man lebt ja immer noch in einem Land, das die Hölle schon hinter sich hat, und man tut, wenn man will, was man kann. Vollkommen absurd  im Sinne von fehlender Vernunft ist der Fall des Mannes, der wegen der Wut, nicht einkaufen zu dürfen ohne Maske, nach Hause rennt, dort eine Pistole lädt, ja wo hat er die denn bloß her, und nochmal ohne Maske einkaufen will, was er nicht darf, da erschießt er den jungen Mann, der dort an der Kasse arbeitet und seine Vorschriften hat. Da hat das Absurde ein Opfer gefunden und man beginnt, es „Tragödie“ zu nennen, die entgleiste Form des Absurden, das in den Epen wieder seine Ordnungen erstellt.

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