Flickenteppich

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Das Nirgendwo
Ich denke auch, es gibt so eine Art  Welt-Geist im Sinne, dass das, was gedanklich und gefühlsmäßig jeweils auf der Erde gerade stattfindet, sich zwar  stets auf multiple Weise manifestiert, aber dennoch ein Grundton zu erkennen ist, den man hören kann, oder eine Wahrnehmung auftaucht, die man als eigene Sichtweise registriert, wenn auch meist nur teilweise. Vor ein paar Jahren vermittelte mir ein Inder, dass wir seines Wissens gemäß in einer Zeit gelandet sind, in der zwar alle viel  Zugang zu Wissen haben, dieses Wissen aber nicht mehr umgesetzt werden kann, weil es dafür keinerlei Anzeichen gibt, vor allem aber keine Zeit für die Veränderungen, die nötig wären, um all die Irrungen und Verwirrungen und Vernichtungen zu korrigieren, die den ganzen Prozess des Lebendigen auf der Erde in Lebensgefahr gebracht haben. Wir haben alle in den letzten Jahren sehr viel über Menschen gelernt, denn nicht nur draußen, sondern auf jeder Bildfläche drücken sich Menschen aus und werden, was auch immer sie werden, werden aber auf jeden Fall sichtbarer, und Stimmen werden eindeutig dringlicher mit Worten, die sehr schnell ihre Kraft verlieren können und nur noch schale Floskeln sind. Und jede neu aufgebaute Damm-Mauer ist notwendig und hilfreich, wird aber den nächsten Dammbruch nicht aufhalten. Denn irgendwo im Hintergrund ist schon lange was in eine bestimmte Richtung gelaufen, und kaum einer könnte heute darüber aussagen, wann es salonfähig geworden ist, Tiere und Menschen zu quälen, sodass man zuweilen gar nicht mehr weiß, wo man eigentlich noch ohne Schaudern hinschauen kann. Und es dann vielleicht vernünftig findet, sich der eigenen Ohnmacht zuzuwenden, die einen genau so zu erschüttern vermag wie ein Starkregen mit unübersehbaren Konsequenzen. Und wie schnell können heldenhafte Rettungsaktionen wie Flickenteppiche aussehen, die nur sichtbarer sind, weil sie vor der Haustür liegen. Und obwohl man weiß, dass Veränderungen möglich sind, so weiß man aus Erfahrung, wie schwer sie zustanden kommen. Und so strömt er weiterhin wild und unheimlich vor sich hin, der dunkle Strom des Unbewussten, von dem die vielen Impulse herrühren, die es zu erfassen und zu reflektieren gilt.Es wird aber nach wie vor keinen davon abhalten, der den Verführungskünsten des Rausches folgen möchte oder muss. Für die meisten der  Erkenntnisse, die für einen selbst wirklich stattgefunden haben, gibt es meist eine Anekdote. Eine meiner Anekdoten ist die Geschichte mit Oppenheimer, der genau wusste, dass er, der gerühmte Genius, einen menschenvernichtenden Pakt mit seinem Vernichtungswillen geschlossen hatte, und nichts, aber vor allem er selbst hatte nicht die geistige Kraft, sich von dieser Handlung abzuhalten. Dass die Wurzel dieses Übels auch hier viel vorher lag, wird daran klar sichtbar, dass an d e m  Punkt, wo er selbst hätte noch entscheiden können, ob er der Abwerfer der tödlichen Bombe sein will oder nicht, der Nächste sofort an seiner Stelle gestanden hätte, und Oppenheimer wäre vermutlich der Verräter gewesen. Und dann die vernichtenden Werkzeuge „Little Boy“ und „Mama“  zu nennen, da bleibt einem das Lachen wirklich im Halse stecken, und der giftige Apfel kann nicht mehr herausgehustet werden, und zum Glück gibt es auch weit und breit keine Zwerge mehr und keine Frauen, die irgendwo in der Welt Frösche an die Wand werfen können, wenn sie einen Prinzen möchten, denn die Frösche sind zum Sezieren da. Ich hatte einen Onkel, der bekam, während ich mich dort aufhielt, öfters als Nachspeise lecker/krustige Froschschenkel. Für die leckere Vorspeise brauchte es, wie ich erfuhr, fünfzig Frösche. Es hilft auch nicht immer, in der eigenen Geschichte zu landen. Und  mein Teppich hebt gerade auch nicht ab in den Orient, wo die Zwiebeltürme stehen.

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