bewusst

„Bewusstsein“?, fragte mich jemand aus dem Freundeskreis am Telefon. „Du findest wirklich, dass das Bewusstsein sich verändert hat? Jetzt im strengen Sinne des Wissens gemeint, das in einer jeweiligen Zeit zur Verfügung steht. Potentiell gesehen jedenfalls. Natürlich, in diesem Ansturm von unterschiedlichen Wissensebenen muss man unterscheiden, welche Richtung des Denkens und Seins man selber einschlagen möchte. Das hört ja nicht auf und dauert an bis an die erwartbare Grenze. Bis dahin bewegt sich alles, was gedacht und geschrieben und getan wird, auf die Ebenen zu, wo sich Verbindungen auftun und in dadurch bestimmte Richtungen strömen. Man weiß aber auch, dass man Halt machen kann. Man kann die Entschleunigung einsetzen, bis das Bewusstsein die eigene existente Lebendigkeit voll und ganz erspürt. Das Beisichsein ohne die Ablenkungsmanöver. Wir kennen ja die bewussten und die unbewussten Ablenkungsmanöver. Es macht einen Unterschied, auch wenn es das gleiche Tun ist, ob ich mir etwas bewusst mache oder nicht. Doch, ich denke, es hat sich einiges getan auf den eher hellen Stufen des kollektiven Bewusstseins. Und es gibt unleugbare Fakten, die aus bewussten Handlungen entstehen, die erstaunliche Wirkungen haben können. Ich erinnere mich, dass ich erst nach Jonathan Foers Buch “ Tiere essen“ begriffen habe, warum ich schon lange Vegetarierin bin. Ich habe jahrelang in einem indischen Dorf gelebt, wo Tiere, Eier, Alkohol und einiges mehr verpönt war, ich war sozusagen automatisch vegetarisch. Aber es macht einen Unterschied, wenn immer mehr VegetarierInnen oder VeganerInnen eben kein Tier mehr essen, wenn man das nicht will, das Verspeisen der Tiere. Angewandtes Bewusstsein erschafft einen wacheren Zustand. Es ist die geistige Tätigkeit, die sich in eine lebenslange Schulung begibt. Und es ist natürlich ausschlaggebend für einen selbst, welche Fächer man gewählt hat, welche Bücher gelesen, welche Filme geschaut. Die Skala der Erfahrungen soll ruhig immens groß sein, und das Auge soll  immer wieder  hinausschauen in die Weltturbulenzen und auch an ihnen teilnehmen, des Mitgefühls zum Beispiel oder des Genusses wegen. Es gibt ja keinen Grund zur Verzwergung. Doch, ich finde schon, dass Menschen wacher werden. Die geistigen Urthemen sind auf den Titelblättern der Zeitung zu finden. Wie man ein gutes Leben lebt, wie man den Täuschungen widersteht, wann wird man ein Narr oder eine Närrin, und wann macht man sich selbst was vor. Ich denke, es ist eine Zeit, in der alles da ist, um wesentliche Veränderungen in den Verirrungen der Menschenwege herbeizuführen. Aber wer soll sie herbeiführen? Man mag sich gerne unbedeutend  fühlen, und doch ist der persönliche Beitrag eines jeden bereits ein Film, der einfach abläuft. Durch das Bewusstsein wird das Ganze doch etwas vertiefter, was Himmel und Erde betrifft, auch wenn es sein kann,  dass auch das Bewusstsein eine Grenze birgt, und das kann wiederum nur das Wissen sein.

 


Leave a Reply

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert