denkbar

Man geht ja gar nicht mehr davon aus, dass etwas undenkbar wäre. Ganz im Gegenteil hat sich das Undenkbare überall eingenistet und seine Macht entfaltet, wie zum Beispiel Donald Trump in Washington. Selbst nach vier Jahren kann ihn noch keiner denken, sondern wir alle mussten uns bewusst loslösen aus der Faszination des Undenkbaren und daher auch des Unlösbaren. Man könnte entgegnen, dass ja auch z.B. Poesie oft undenkbar ist und auch hier entfaltet sie gerade dadurch ihre Wirkung, und es wird noch einmal klar, dass der Unterschied wie stets in der Beschaffenheit der Quelle ist. Und auch wenn die Quelle verhältnismäßig ungetrübt ist und dadurch mit sich selbst verbunden, kann dieses Sein nur verstanden werden, wenn es in der Lage ist, sich zu reflektieren, also denkbar zu werden. Die sich ständig in Bewegung befindende Lebendigkeit achtet ja gerade auf die vielseitigen Befindlichkeiten, von denen keine statisch ist. Und eine meiner Fragen (an mich) kann zuweilen sein, ob nach durchgeackerter Ich-Identität die Befangenheit durch dieses Ich nicht auch noch gelockert werden muss, damit das, was immer undenkbar ist, erlebt werden kann. Denn ebenso wie das Denken, so will auch das Nicht-Denken erlernt sein und ist nicht einfach da zum Gebrauch. Die unsichtbare Waagschale ist immer am Zittern, und auch die Gesetzmäßigkeit des Dualen lagert im geistigen Raum. So ein ständiges Hin-und Herpendeln der Kräfte kann vieles aushalten und vieles ausgleichen. Oder das Gleichgewicht der Kräfte gerät dermaßen außer Balance, dass das Gegengewicht seine direkte Wirksamkeit verliert. Wenn man nur genau wüsste, wann sich unerwünschte Schwere einschleicht in irgendeinen Tagesablauf und dort unter günstigen Bedingungen von irgendeiner der vielen Formen  des Missbrauchs ablassen oder den emotionalen Reaktionen Einhalt gebieten kann, sie zurückholen also zur Befragung. Eine Einladung, die jederzeit gilt, damit man sich besser kennen lernt und weiß, wie man die Dinge wahrnimmt beziehungsweise wahrnehmen möchte. Denn man könnte Wachheit, vor allem in der Übungsphase, auch als ständiges Entscheiden sehen, bis man sich auf die zitternde Kompassnadel verlassen kann, denn man hat ja nicht nur einen Kompass, man hat auch ein Steuerrad. Und das Steuerrad hat einen Körper um sich herum, und der wiederum hat Raum um sich herum, Wasser, Äther, Luft…In Amerika, wo die Waagschale gerade bedenklich bebt, ist wohl gestern Nacht wieder jemand erschossen worden, die Nachrichten kamen erst an. Der Bürgermeister von Portland hat eine bewegende Rede gehalten und Donald Trump persönlich für das Entfachen der Gewalt und den mangelnden Einsatz für eine De-Eskalation verantwortlich gemacht. Ich erwähne es deshalb, weil ich gemerkt habe, wie ich immer mehr hinhörte in seine Empörung, und dass die glaubwürdige Stimme eines Anderen einen erreichen kann im Gefühl, auch wenn man nicht durchweg übereinstimmen muss mit dem Gesagten. Aber man kann dadurch im besten Sinne mitschwingen und mitfühlen, was eine/n Andere/n bewegt, und es bei sich selbst einordnen. Und statt über Dissonanzen zu klagen, kann man zur Ausgleichung der Kräfte beitragen. (Vorausgesetzt, man ist nicht selbst irgendwo im Labyrinth vorübergehend gefangen).

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