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 Viele Unruhen, viele Demonstrationen. Menschen, die bereit sind, für ihre Sache zu sterben oder ins Gefängnis zu gehen, wie so viele vor ihnen, wie so viele nach ihnen. Aber es gibt sie, die sichtbaren und die unsichtbaren Grenzen, und wenn sie erreicht sind, können gravierende Veränderungen entstehen, manchmal friedlich, meistens durch gewaltsame Eingriffe von Menschen in das Leben von Menschen. Und die uralten Fragen: durch was ist der Paharao mit dem Volk verbunden, und wieweit reichen Arm und Verstand der Privilegierten, um zu verstehen, wie verbunden das alles ist, und dass tatsächlich 2020 kein farbiger Mensch mehr von Polizeikugeln getroffen werden kann, ohne dass ein paar wissen, dass es jetzt reicht, und dass es nicht geht, dass Menschen weiterhin auf den Straßen ihres Landes vernichtet werden ohne beweisbaren Grund. Das Kind in mir erinnert sich daran, dass es mal dachte, wie wichtig es wäre zu erfahren im Leben, dass das Gute ganz eindeutig siegt, und dann mag man gleich das Wort ’siegen‘ nicht. Dass das sogenannte Gute mal die Oberhand gewinnt, kann man sich auch nicht wirklich wünschen, denn wo können wir etwas lernen über ‚Gut und Nicht-Gut‘? Dieses sensible Empfangsgerät, das wir sind,  muss sorgfältig eingestellt werden, damit die Frequenzen klar sind für den bestmöglichen Empfang, das bestmögliche Sendegerät, und dann die Stopptaste: Mute. Nicht delete. Mute. Delete nur, wenn es eindeutig klar ist: Vorsicht! Oder: Reklame. Oder der empfangene Ton (und der gesendete) Ton erreichen nicht die angepeilte Wellenlänge. Wenn ich nun trotz aller Waldbrände und Klimakonferenzen aussteigen will aus dem Bann des Weltgeschehens, empfängt mich die Wärme einer tiefen Stille. Ja, genau, genau wie in einem Mutterleib, denn man erlebt in der Tat das eigene Geborenwerden durch Verbindung mit sich. In der Welt geht alles weiterhin seinen Lauf, die Dinge spitzen sich mal wieder zu und wieder weiß keiner genau, ob der Gewinn nicht auch der Verlust sein kann, und der Verlust letztendlich der Gewinn. Überall kann man Spieler und Spielerinnen in höchster Konzentration beim Studieren ihres Spielplans beobachten. Strategien werden ausgetüftelt. Hinter Fäusten über niederträchtige Einfälle gekichert, hohe Einsätze im Aktionismus gelobt: Kurz: alles wie immer. Nur dichter. Nur mehr. Mehr Menschen, mehr Waffen, mehr Computer, mehr Demonstrationen. Fast unmerklich bewegt sich die Gegenkraft durch das Seinslabyrinth. Das Gehörte verlangt neue Zuhörmöglichkeiten, das Gesehene kann neuerdings auch über das Smartphone geklärt werden. So ziemlich alle haben eine oder die andere Form von Angst, dass das Spiel entgleitet, d a nämlich entgleitet, wo die Abhängigkeit für selbstverständlich gehalten wird. Die Abhängigkeit also davon, wie andere das Spiel in Gang setzen, die zehn Phasen, Mensch ärgere dich nicht oder die Eleganz des Billiardspiels undsoweiter. Samstag ist doch ein prima Tag zum Grübeln, man muss ja nicht hineinfallen.

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