Zwei Ohrwurm-Empfehlungen

zeitlos-im-seyn-002

Ab und zu kommt ja tatsächlich Erstaunliches auf einen (hier mich) zu,
und man fühlt eine tiefe Dankbarkeit für etwas seltsam Bewegendes, das
durch einen Menschen entstanden ist und wir daran teilnehmen können,
wenn das Erschaffene im offenen Raum erscheint. Spannend ist auch,
dass wir nie sicher sein können, dass das, was uns bewegt, auch Andere
tief empfinden lässt. So habe ich in den letzten Tagen zwei Videobeiträge
gesehen, die ich hier gerne empfehlen würde, weil sie ein gutes Beispiel
dafür sind, w i e unsicher man bleiben darf in der Vorstellung, etwas
gemeinsam Wahrgenommenes könnte gleichzeitig bedeuten, dass wir dasselbe
wahrnehmen (man wird ja nicht müde, sich selbst daran zu erinnern).
Was mir an den beiden Beiträgen gefällt ist, dass sie auf eine humorvolle
Weise politisch und menschlich (und künstlerisch) aussagekräftig sind,
und ja!, es ist erfreulich, diese Art von Humor bei Frauen zu finden, wo der
einst abgrundtiefe Schmerz der Erfahrungen einen kreativen Ausdruck
gefunden hat, der wiederum den gleichermaßen tiefen Humor erst möglich
macht, der in sich das große „Trotzdem“ birgt.

1.

20161015_112654

Der zum Ohrwurm genial geeignete Hit „Keks, alter Keks“ ist, wie ich gesehen habe,
schon eine ganze Weile ein Erfolg unter Netz-Stöberern, und musste einfach ein
Kult-Song werden. Er läuft unter „misheard lyrics“, eine Bezeichnung, die ich mühelos
verstehen kann, da ich in Indien dieselbe Angewohnheit habe, nämlich die aus Lautsprechern
oft unverständlichen Laute in eigene Prosa oder rhythmische Reime zu übersetzen,
ein reizvoller Zeitvertreib vor allem auf indischen Bahnhöfen, wo man oft nichts anderes
tun kann beim Warten als lauschen und auf das Gepäck achten. Der ursprüngliche Text des
schönen Liedes ist von dem Türken Ismail Yk,  fein komponiert und kombiniert
mit den Zeichnungen und Falschhörungen der Videokünstlerin Kathrin Fricke.

2.

20161015_112608

Die zweite Empfehlung ist ein Video der Künstlerin Monira Al Qadiri  (auf dem Photo) mit dem Titel „Wa Waila“, auch ein sehr trauriger und schöner Ohrwurm, den man gerne auch trotzdem genießen kann. Es ist ein uralt Lied aus Kuweit über die Qual und das Leiden…  (Oh Qual !
O armes Herz, gequält von der Leidenschaft und von  der Sehnsucht und von Liebe. Es hat so viel Schmerz gesehen….oh Qual…..etc.)
Der tiefgründige Humor durch einen Gender-Wechsel und das sonst ausschließlich von Männern gesungene Lied dient hier einer mutigen Aussage.

Erstes Video: YouTube „Keks alter Keks“ von Coldmirror

Zweites Video: YouTube „Wa Waila“ (Oh torment)

 


Leave a Reply

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert