bewahren

Jahrelang hatte ich ein Bild von Hiroshima (aus der Zeitung) an der Wand. Es war eine geschmolzene Uhr, die als Uhr noch zu erkennen war. Wie geht man um mit dem Unvorstellbaren? Welche geistigen und körperlichen Kräfte stehen einem zur Verfügung für das Wachrütteln des Denk- und Empfindungsvermögens. Es überhaupt zu wollen. Diese Geschichte mit Oppenheimer hat mich immer mal wieder zutiefst erschüttert. Es war bestimmt nicht leicht, den todesmutigen Japanern etwas entgegen zu setzen, aber nie wird jemand behaupten können, dass es einen Atompilz brauchte. Es war Oppenheimer, der einerseits als genial geltender Bhagavad Gita Leser, andrerseits als Advokat des Teufels bekannt war, der also mit der Bombe (Little Boy)  ganz persönlich im Auto saß, um den Kleinen zum Entzündungsplatz zu fahren. Es gab noch eine Mama als Bombe, noch gefährlicher als der Junge. Als dann endlich Oppenheimer geistiger Orgasmus sich in die tödliche Sphäre ergoß, war es zu spät für den besessenen Erschütterer, den brütenden Mephisto der Forschung. Vielleicht kam auf diesem Weg die Instanz des Göttlichen in die Welt, weil es  immer wieder verstanden wurde, dass, wenn der Vernichtungstrieb außer Kontrolle gerät, automatisch ein Gegengewicht sich erhebt als das Ausgleichende. Natürlich wollen Frauen die Welt bewahren, denn sie sind es ja, die nicht nur die Menschen in die Welt bringen, sondern sie kümmern sich auch vorzüglich um ihr Wohlbefinden bis zum Punkt, wo keiner mehr darüber nachdachte, was sich hier unbesehen oder doch gesehen oder gerade deswegen gesehen, weil man da etwas haben konnte, was die Schwere des Lebens zu erleichtern schien. Selten genug, dass es sich umsetzte, sodass zumindest Atmen noch möglich war. Und unter den Männern gab es solche wie Alexander der geschichtsträchtige Eroberer, der in der schönen Anekdote eben auf Diogenes, einen anderen Typus, traf und mächtig an Größe verlor, weil es die schlichte Tonne ermöglichte, sich müheloser dem Wesentlichen zu widmen, auch d a s war eine Art Eroberung. Oft wirkt der Mann mit seinem Schwert jetzt so allein. Es geht das Unbetrachtete an ihm vorüber und trifft in dunklen Netzen auf das Gleichgesinnte. Das Heer der Unbewahrten, von denen man erwartete zu tun, was sie nicht waren. Von allen Seiten, das ist auch wahr, hat man mitgespielt. Wer also war die Mama dieses Oppenheimer, oder war es er selbst, nur er, der alle Fäden der Zerstörung in den Händen hatte. Was auf die Welt kommt, ist da, mit allen seinen Resultaten. Die Heilung des Vernichtungstriebes ist noch nicht vorangeschritten. Und doch: es gibt sie, die freiwillige Entwaffnung, doch gibt es auch die neuen Spiele, die das Töten lehren. Und die Worte ‚Hiroshima‘ und ‚Nagasaki‘ können so viel mehr als Worte können. In ihnen ist das Spiel erloschen.

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