Das ist eine meiner Notizbuchseiten, auf der das Wort „ghuspetiya“ steht, mit dem ich wohl meinen indischen Wortschatz erweitern wollte, es kam aus der Zeitung und heißt ‚Eindringling‘ (oder auch ghusedanevaala). Jetzt, nach vielen Erfahrungen im Umgang mit Masken, Armbeugenhusten, Niesen, Schniefen und vorsichtiger und bewusster Handhabung der Taschentücher, finde ich dieses Wort ganz passend für den neuen Virus-Eindringling, der die Geister beschäftigt wie kaum etwas anderes, was man sich in dieser Intensität der geistigen Beschäftigungen gerne vorstellen würde: wie zum Beispiel ein plötzlich auftretendes, unerklärliches Interesse am Erwachen zu Dingen, die dem Menschsein förderlich sind. Dieses Wunschdenken lässt man am besten gleich wieder bleiben. Hier geht es darum, dass eine Menge Menschen auf der Welt auf einmal sterben und weiterhin sterben können, nicht, dass das nicht schon vorher am Laufen war. In Indien sterben während der planetarisch festgelegten Hochzeits-Hoch-Zeiten immer eine hohe Anzahl einer einzigen Familie, wenn mal wieder ein Kleinbus überfrachtet wurde und frontal mit einem Laster zusammenprallt. Mit dem Virus ist es unheimlicher. Ein einziger Mensch mit dem kleinen Alien in sich kann ein ganzes Gebiet lahmlegen, und das Gehirn kann schockartige Gedankenweiten produzieren, wenn einem klar wird, wie viele Dinge von jedem so täglich angefasst werden. Ein Mensch geht noch ahnungslos vor sich hin in der Welt, bis die Zeichen ihm sagen, dass er ihn tatsächlich in sich trägt, den ghuspeti, das Gespenst, das vor allem durch die Medien zieht und oft umringt ist mit sehr viel Schutzkleidung. Das Immunsystem und das Alter werden in Erinnerung gebracht. Ja, wie ist denn meins so von mir selbst einzuschätzen. Derweilen gehen Grippe und Erkältung um und die Kontemplationen über die Gegenmittel: Ingwer und Kurkuma, der fremdartigen Küche entrungen, und Thymian und Salbei und Aronabeeren, und eine heiße Ajwainmischung aus Indien finde ich auch noch in meinem Gepäck. Zitrone und Honig, klar. Überhaupt heiße Getränke, hier flattert noch kein blaues Frühlingsband. Nein, der Virus hat uns im, na ja, ob ich das schon Bann oder Griff nennen würde, aber auf jeden Fall ist es so, dass man nicht wirklich wegschauen kann. Beruflich könnte man jetzt in die Prophetenriege einsteigen: Erkennet ihr nicht, ihr Menschen, die Zeichen!? Große Heuschreckenfelder verdüstern den Himmel von der Wüste Tharr bis zum afrikanischen Festland. Nun ist noch die Seuche gekommen….so sehet die Omen….undsoweiter. Man lässt das aber lieber, da die digitale Welt dafür nicht geeignet scheint, aber doch nur scheint. Deswegen bleibt einem hier und auch dort nichts anderes übrig, als zu sehen, wie man es selber wahrnimmt und was genau es mit einem zu tun hat, und was es mit einem macht, und warum es etwas mit einem macht, wenn es das tut. Das ist das Gute an der Sache. Dass sie einem Gelegenheit bietet für den Umgang mit den Erscheinungen in der Welt, und welche Relation sie haben mit einem selbst.