Seltsamkeiten

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Man spürt das schon, wenn Angst umgeht. Die Verunsicherungen können zu präziserem Denken und Handeln anregen, aber meist ist es eine dumpfe Unruhe um das eigene Überleben und vielleicht noch das der Angehörigen herum, jetzt, wo man weiß, dass mit allem zu rechnen ist. Am Hoteldesk entfährt mir ein Nieser, und ich schaffe es nicht ganz zur Armbeuge. Bedeutsame Blicke unter den Herren Hoteliers, denn jeder weiß doch jetzt, wie man niest, um anderen nicht zu schaden. Ich denke auch daran, wie ich das am Flughafen und bei den anstrengenden Flugbahnmärschen und professionellen Durchforstungstorturen vermeiden kann, dass mir ein Nieser entfährt, sonst werde ich vielleicht ausgesondert und zu den Gezeichneten gebracht. Ich werde vermutlich meine Maske aufhaben, dann ist es nicht so direkt, das dem Feindlichen Ausgesetzte. Dass die Maske nach außen tritt und nun nicht nur Legalisierung, sondern auch Akzeptanz erfährt, könnte ein Zugeständnis zur karnevalistischen Narretei sein, oder mal schnell ungeschminkt, aber mit feiner Maske, zum Brötchenholen gehen, das könnte seine Erotik haben, aber hier atmen wir durch seltsames Zeug hindurch, und man möchte gleich wieder frei sein von der Zumutung. Die Ärzte ringen sich Erklärungen ab und klar, die Ohnmacht sucht nach Handlungsfähigkeit, auch wenn der Sinn nicht überzeugt. Wann also aufhaben, und wann runternehmen, das wird sich zeigen. Draußen über Delhi ist der Himmel wolkenverhangen, das tut der Romantik des unübersichtlichen Bewegungsgewusels nicht so gut. Alles fällt in eine schwer zu belebende Farblosigkeit, und die Schwere des Geleisteten wird sichtbar. Es ist der dunkle Teil des Abschieds: von dem, was nicht zu ändern ist, von seiner immensen, menschlichen Tragweite, von dem Weiterlaufen des Nichtvergebbaren. Und dann wiederum d a, wo immer wieder Augen aufleuchten, als wären sie schon lange in Bereitschaft für einen freundlichen Blick, und da war er. Das hat auch was von der Vollkommenheit, die man nicht halten kann. Oder einer erkennt einen vom letzten Jahr und freut sich, dass man wieder da ist, und dann auch wieder geht. Sie sind Kommen und Gehen von uns gewöhnt. Hier wandern wie immer schon viele Welten durch den Bazaar, Die Öle, die Stoffe, die Seltsamkeiten….

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