sichselbstsein

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Obwohl man davon ausgehen kann, dass jeder Mensch das Recht hat zu behaupten, er oder sie sei sich selbst, wird diese Behauptung ,wenn sie denn eine Frage wird, erst ziemlich spät interessant. Ich erinnere mich an die Aussage einer indischen Yogalehrerin, die meinte, der Mensch könne sich auch verpassen. Wo hält er sich auf, wenn er sich verpasst? Wartet er auf sich oder sucht nach sich, und ist ein Finden dann auch garantiert? Wo ist der Mensch denn gewesen, wenn er nicht bei sich ist, und warum ist er lieber woanders als bei sich? Meistens wird der Wunsch, zu sich selbst zurück zu finden. ausgelöst durch eine Katastrophe, oder so wie es R.D.Laing einmal beschrieben hat: „Immer wenn es einen Abfall-Streik gibt, schauen wir uns in die Augen, immer wenn es einen dringenden Notfall gibt.“Oder immer, wenn einen die Situation zum selbstständigen Denken erzieht, dh., wenn man tatsächlich wissen muss oder will, wie man ganz persönlich über etwas denkt, das kann dann sehr unterschiedlich sein zu dem, was man dachte zu denken oder zu fühlen. Ich bin ja für beides in ausgewogenem Maß, auf jeden Fall bis zu einem bestimmten Punkt, wo man sich durch redliche Arbeit an sich selbst einigermaßen auf sich selbst verlassen kann. Ob ich in den hellen Gebieten meines Innern anfange oder in den dunklen, ist relativ egal, beides muss letztendlich in eigener Dosiertheit zum Ausdruck kommen, sonst ist die sogenannte Meisterschaft über sich selbst nicht möglich. Das Zeichen dieser Art Meisterschaft ist wohl das Menschsein an sich. Bin ich zufrieden mit dem, was ich aus mir gemacht habe?, denn ständig war ich ja durch mein Schicksal  gezwungen, mich zu verhalten und, bewusst oder unbewusst, zu entscheiden, wie ich die vorhandenen Möglichkeiten gestalten soll.  Zwar zeigt das Universum  Gesetzmäßigkeiten, an denen man sich beteiligen oder die man erlernen, erkennen und verstehen kann, aber wer vergisst, dass es immer auch einen Spielraum  gibt, das Jeweilige zu gestalten, der ist nicht gut von sich beraten. Guter Rat ist teuer! Das habe ich auch von einer exzellenten Therapeutin gehört: nämlich, dass der gute Preis einer privaten Therapiestunde u.a. gewährleistet, dass der Mensch sich ernsthaft bemüht, einen Weg zu sich selbst zu bahnen, wenn etwas im Leben entgleist ist und die eigene Spur nicht mehr sichtbar, oder noch nie sichtbar war, oder von Anfang an gestört und die eigene Art (Kunst!) zu sein durch äußere Störung und Behinderung dieses Seins so schwer erkenntlich geworden ist, dass die Schutzhüllen, die sich darüber gelagert haben, durchdrungen werden müssen, damit ein Sich-selbst-sein überhaupt  ermöglicht wird. Sorgen wir uns nicht alle um den Zustand der Gehirne, die ja immerhin die Schaltstationen unseres Bewusstseins sind? Das Wunderwerk Mensch scheint mir etwas outgesourced zu sein im Moment, und viel Raubtierfütterung findet statt in den medialen Gehegen. Manche finden das spannend, andere eher nicht.

 

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