lauschen

So, das war jetzt das Große Hineinlauschen in die europäischen Politik-Felder, und jaaa!, Winnerin des Abends: Greta Thunberg. Diesen Sieg, die politische Schlacht auf überraschende Weise zu beeinflussen, kann ihr keiner mehr nehmen, auch wenn er in dieser Größenordnung vermutlich nicht mehr vorkommen wird. Ich mochte diesen unseligen Hype um Greta Thunberg nicht, aber der Weg ihrer schlichten Worte ergriff offensichtlich Alt und Jung und hat immerhin auf dem Weg des SchülerInnenerwachens über die ihnen bewusst gewordene Macht zu dem spürbaren Effekt geführt, dass so manche Hand endlich mal wieder herzhaft das Grün wählen wollte. Es gab tatsächlich diese andere Zeit, und das war supergut so, da zwang sich eine zögernde Hand auf das CDU Kreislein zu und nahm wegen Angela Merkels kompetenter Führung und menschlicher Glaubwürdigkeit (und ihrer Intelligenz und ihrem Humor, und ihrer Uneitelkeit) das christdemokratische Kreuz auf sich. Nun ist Frau Merkel, mit aller Achtung gesagt, fürwahr keine Mauschlerin oder Gauklerin oder Betrügerin, nein. Man spürt einfach das Unzeitgemäße an der ganzen Lage, so, als wäre auf einmal, mit einem Donnerschlag sozusagen, die Zeit der Könige und Königinnen endgültig zu Ende gegangen, und auf einmal gibt’s nicht nur brandneue Themen, sondern auch die Forderung, sie umzusetzen. Man muss bedenken, dass diese jungen Generationen die ersten sind, die sich dem Gedenken einer hausgemachten Tragödie  nicht mehr verpflichtet fühlen, sondern ihr eigenes Leben und dessen Gestaltung im Angesicht der Zerstörung dieses Lebensraumes im Fokus haben. Mit frischem Blick kann man vieles auf einfache Weise sehen. Das muss nicht notgedrungener Weise oberflächlich sein, eher offensichtlich. Zum Beispiel: passen friedliche Demokratie und Waffenlieferungen in Milliardenhöhe wirklich zusammen, wenn man auch noch den Zusammenhang wahrnehmen kann oder muss oder will, dass es dieser Art Milliarden zu verdanken ist, dass wir so gut und potentiell friedlich leben. Stimmt was nicht? Dass die Grünen erwartungsgemäß von diesem Umsturz profitieren war nicht ganz verwunderlich. Immer, wenn ein neues Machtfeld erschlossen wird, muss man schauen, was damit gemacht wird. In diesem Sinne ist es einfacher, Opposition zu sein als auf einmal das Steuer in der Hand zu haben. Mal schauen, was sie daraus machen. Das wirklich Interessante an den oft schwierigen Prozessen der Ich-und der Weltwahrnehmung ist m.E., dass vor allem die digitale Entwicklung es, jetzt mal im positiven Sinn, ermöglicht, in die Vielseitigkeiten der Weltordnung genug Einblick zu haben, um zu sehen, wie sich Menschen in diesem facettenreichen Spiegelkabinett bewegen. Immer und überall geht es einerseits um das persönliche Leben, und andrerseits um den Umgang mit dem komplexen Gewebe all des Anderen und den Anderen, all den Fremden und einem außerirdisch Vorkommenden, während man selbst zum Beispiel vegetarisches Essen für normal hält und dafür Verhaltensnoten austeilt, so, als könnte und müsste sich endgültig jeder berühren lassen von der grenzenlosen Brutaltät der Schlachtbetriebe. Frei ist der Mensch in einem gewissen Rahmen. Daher begrüße ich auf jeder Ebene die Rückkehr des Individuums, das sich eigenverantwortlich fühlt und weiß, dass die besten Entscheidungen, zu denen man in der Lage ist, nebst aller Komplexität auch obligatorisch sind. Nicht einer Autorität gegenüber, sondern sich selbst. Consciousness for Future.

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