Super-Schnee von gestern

Das war doch wieder so ein Klassiker: in der ‚Times of India‘ stand gestern ein halbseitiger Artikel über die unter keinen Umständen zu verpassende Besonderheit dieses Vollmondes, ein Super ‚Snow‘ Moon‘, ja, selbst schuld, wer d e n verpasst, denn der oder die muss  bis  2026 warten, bis so einer wieder geboten wird am Himmelszelt. Man zählt heimlich an den Fingern, ob man das noch schafft zeitlich, aber wer will schon warten bis 2026, man dachte ja schon gestern, er sei voll, aber nein, dann noch voller und leuchtender und der Erde sehr nah, das will man doch erleben, denn der Artikel vermittelt einem das Extra Special. Ein indischer Astro-Photograph (!?) wird mit der einleuchtenden Bemerkung zitiert, dass er groß sein wird, dieser Mond, aber nicht so blutrot wie der letzte hochkarätig gehypte Superrotblutmond, weil es ja keine Finsternis gibt. Ach so. Keiner aber erklärt, wo der „Schnee“ im Schneemond herkommt, nur, dass er in manchen Kulturen ’snow moon‘ genannt werden soll. Ah ja, mmh. Astrophysiker, liest man weiter, nennen ihn auch einen perigean full moon, und man lernt weiter, dass das ein Vollmond ist, der da ist, wo der Satellit am nächsten zur Erde kommt in seinem ‚elliptischen Orbit‘, wofür ich, wegen der korrekten Schreibweise, meinen Translater bemühen muss, abgesehen vom nicht stattfindenden Aha. Und dass an der Küste Fluten zu erwarten sind. So, nun ist man präpariert für etwas Bewegendes und man, beziehungsweise ich mache mich auf zur höchsten Terasse, die ich kenne, und von der ich gleichzeitig die Vögel im Auge habe, die wegen der neuen, scheußlichen Nacht-Beleuchtung um den See herum auch nachts wahrnehmbar sind. Ich bin auch die Einzige, die den Mond anstarrt, der mir wegen der paar Zentimeter, die er größer sein soll, jetzt nicht viel anders vorkommt als die anderen Vollmonde. Ich hole Maat, eine spanische Fashion-Designerin, zum Hinstarren, aber sie tut mir zuliebe so, als sähe sie auch was Größeres, will aber lieber über ihre Probleme mit den Schneidern reden und die 100 Designerteile, die bis Ende Februar in Spanien eintreffen müssen, und dass ihr das Wasser bis zum Hals steht. Ich selbst bin gerade etwas unzufrieden mit der Qualität meiner Smartphone-Kamera, die aus dem Nichts kein Mehr machen kann. Aber siehe da!, als ich meine Bilder, die sich von der Umgebung des lunaren Aufstiegs und dem Leuchtschild des Hotels ‚Nirwana‘ schwer trennen ließen, als ich also das, was möglich war, nachher anschaute, gefiel mir am meisten das Licht auf dem Harlekin-Haus, das man oben hoffentlich sehen kann, oder sehe nur ich es und freue mich über eine der mysteriösen Befindlichkeiten, die uns Menschen ergreifen können, z.B. darüber, dass ich diesen Ausdruck eines Gebäudes nie hätte sehen können ohne den Supersnowmond. In der Nacht kam starker Regen, und ich fürchtete schon um die letzten paar Pelikane, die noch am Wasser ausharren und  auf Fische warten, oder auf Zeichen des Abflugs. Aber sie waren noch da. Alles war noch da, und auch ich war da.

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