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Das Ergebnis einer solchen alljährlichen Cosmo-Party wie der Eintritt in die neue Zahl ist natürlich bescheiden, nicht, dass man Erwartungen daran geknüpft hätte oder knüpfen würde. Man kann sich vielleicht mal kurz vorstellen, wie es wäre, wenn diese Milliarden, die wir sind, alle rundum eine Weile gemeinsam schweigen würden. Nicht das Schweigen der Einsamen und sich verlassen Fühlenden, sondern vielleicht aus Achtung der Stille gegenüber, durch die ein Quantensprung im Bewusstsein der Menschheit zumindest denkbar wäre. Doch wohin würde gesprungen werden?, denn es würde ja nur Sinn machen, wenn es eine deutliche Veränderung in der persönlichen Wahrnehmung der Einzelnen erzeugen könnte. Man sieht einen in unvorstellbarer Größe sich entfaltenden Scheibenwischer über die mentalen Einrichtungen der Menschheit streifen und wieder verschwinden. Keiner weiß, dass es alle betrifft. Ein Bedürfnis nach authentischen Verbindungen taucht auf, eine Milde des Herzens macht sich breit in den Bevölkerungen. Die enttrübten Augen sehen auf einmal, dass die Existenz eines jeden einmalig und kostbar ist, und dass tatsächlich in der kurzen Zeit unseres planetarischen Besuches jede Sekunde zählt, nicht durch Zahlen, sondern durch ihren eigenen Wert. Gestern früh war ich nicht unterwegs am Morgen, weil ich der Nacht hinterherschlafen musste, was auch ganz angenehm war. Man kann dann z.B. erfahren, dass die eigenen Ordnungen einem gut tun können, aber dass sie gerne auch mal unterbrochen werden, um nicht in selbst auferlegte Sklaverei zu verfallen, ohne dass man es merkt.  Heute war es dann auch wieder schön, an „meinem“ Platz am See den Sadhu (Baba/Mönch) zu treffen, der über seinen Ischiasnerv klagt, um den herum sich eine kleine Gruppe von uns gebildet hat, die täglich neue Vorschläge machen, wie es ihm besser gehen könnte, von Wärmflasche, die er ablehnt, bis Senföl. Er sieht mich als Schwester auf dem Pfad, dann kommt noch der Priester dazu, und Laxmi Kant, den man einen „seva dhari“ nennt, einen, der Dienst macht am Anderen, in diesem Fall am Baba. Zur Zeit macht er täglich chai, den berühmten indischen Tee mit guter Milch und Zucker, für uns alle. Er ist auch mit dem Baba über ein Handy verbunden, sodass  der ihn aus seiner Mini-Zelle heraus um alles bitten kann, was er braucht. Weil Laxmi Kant so ein stiller, wunderbarer Mensch ist, kann der Baba ihm stundenlang sein Leben erzählen, was er auch mit uns macht, denn er hat eine Menge erlebt und bevor er tatsächlich stirbt, muss er offensichtlich alles noch einmal vor Augen holen. Laxmi Kant ist auch klug und sagt auch ab und zu was zu den Sachen, aber meistens hört er zu, beziehungsweise leiht er dem Baba sein Ohr, weil der es dringend braucht. So einen Menschen wie Laxmi Kant habe ich selten außerhalb von Indien getroffen. Er strahlt eine Menschenwürde aus, die in einem eine Wärme erzeugt. Heute ist mir zum ersten Mal aufgefallen, wie arm seine Kleidung ist. Auf der Straße würde man ihn kaum sehen, denn es gibt doch sehr viele, die nicht im Strom des aufsteigenden Online-Indiens mitschwimmen können. Aber wenn man sich fragt angesichts der bestehenden Tatsachen, was all dieses „hohe“ Denken und diese meditierenden Welten und diese sich in sogenannter Weisheit über ihre unzähligen Followers ergießenden Gurus an Gutem und Förderlichem und Friedensbereitem in den Dabeisitzenden hervorgebracht hat, da würde ich eher heute auf Laxmi Kant deuten und sagen: seht mal, ein Wunder! Ein liebevoller, bescheidener Mensch, voll da, aufmeksam, wach. Auch meine ausgesprochene Wertschätzung prallt an ihm ab. Ich kenne auch andere gute und authentische Menschen, klaro, in Ost und West, die von ihren ruhelosen Selbstbespiegelungen zumindest immer weniger geplagt werden. Aber es freut einen doch jedes Mal, wenn einem klar wird, dass ein authentischer Mensch vor einem steht, der die eigene Dankbarkeit nährt. Vielleicht ist es dieses Gefühl, das Dschalal ad-Din Rumi meinte, als er in einem seiner Verse sagte, wie froh er ist, im Kreis der Liebenden aufgenommen worden zu sein.

Diesen Stein oben im Bild habe ich heute früh gefunden. Es ist eindeutig ein „heiliger“ Stein durch die Farbe, aber ob die Zeichnung darauf durch Zufall entstanden ist, oder ob jemand ein bisschen gekritzelt hat, war nicht eindeutig zu sehen.. Es wäre sicherlich interessant, von einigen Hindus, die immer alle alles wissen und nie etwas nicht wissen, zu hören, wer sich da ihrer Meinung nach manifestiert hat.


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