dämmern

Während die Kamele wieder in ihre Heimatdörfer zurückkehren und diese unvorstellbaren Scharen von Gläubigen (350 000 sollen es gewesen sein) sich wieder zurückziehen in ihr Jeweiliges, wie vermutlich auch die Gottheiten, lese ich in der Times einen Artikel mit einer sehr langen Überschrift: „Wie die Welt lernen muss, ohne Angela Merkel zu leben, Kontinentaleuropas wichtigste Führungskraft im letzten Jahrzehnt.“ Ich bin natürlich froh, hier im uralten Indien sitzend, auf der indischen Spezialnachrichtenseite ein paar anerkennende Worte über Frau Merkels Persönlichkeit und Arbeit zu hören, gehöre ich doch zu der offensichtlich schrinkenden Gruppe derer, die zwar einsehen, dass Regierungsjahre mal ein Ende haben müssen, aber das nicht unbedingt so sehen, dass Angela Merkel jetzt wegen Regierungsunfähigekeit vorzeitig aus ihrem Amt auf unwürdige Weise hinausbugsiert werden muss, weil so viele hochtalentierte Geschöpfe Schlange stehen, die man unbedingt schnell regieren lassen muss, damit ihr politisches Genie sich über die Welt ergießen kann. Ich habe wegen schlechtem Internetempfang die drei Herausforderer noch nicht reden hören, aber ich finde es schon bedenklich, wie die politische Unlust sich durch diese Debatte noch vertieft, und wenn ich’s flüchtig bedenke, so ist es nicht viel anders als ich es hier mit den Riten und den Gewohnheiten und den Machtausübungen und den Unterwürfigkeiten und den menschlichen Bemühungen und all dem Erforderlichen in einer enorm schwierigen Zeit,  ich es hier also gesehen habe, wie alles einfach weiter geht und gehen muss. Und manchmal wird man selbst ergriffen von einer großen Ohnmacht, die einem die Entscheidung aufzwingt, an welche Quelle man sich letztendlich halten möchte und kann, damit dort zumindest das eigene Seinsgefühl zu einer gewissen Gelassenheit gelangt. Das Traumhafte an der manifestierten Welt ist ja durchaus auch das lebendige Weben der unendlichen Geschichten als Stoff und Matrix der eigenen Befindlichkeiten, und ohne das letztendlich Illusionäre käme man nicht in eine konkrete Wahrnehmung des Schachspiels (ohne Remis). Ich habe mal gehört, dass der Muezzin in der Moschee an d e m Punkt seinen Ruf anhebt, wenn sich ein weißer Faden von einem schwarzen nicht mehr unterscheidet. Die Ankunft der Dämmerung!

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