sonnig

Schon ertappt man sich, von diesem Sommer zu sprechen, als hätten wir ihn schon hinter uns, den Erstaunlichen, den Wiedererkannten, den Sommer, in dem der Zweifel sich löst, dass er gleich wieder vorbei ist. Nein, er dehnt sich lange genug, um sich darin vorzufinden, und nun kann man erfahren, was so in einem hervorgebracht wird durch die stetige Wärme, die dann leicht in Hitze übergeht. Schon tauchen am anderen Ende der Achse die Schattenseiten auf. Nicht jede/r hat einen Garten, nicht jede/r liebt Hitze. In Zimmern staut sich die zu heiße Luft. Es ist allerdings einfach, das Toscana-feeling zu erschaffen mit den heruntergelassenen Rolläden, hinter denen das Gedämpfte seine Formen annimmt. Auch freut man sich im Vorübergehen über die Erfolge der Eisverkäufer, macht eigenes Eis zuhause aus gefrorenen Bananen. Wenn ich nach Indien fliege, denken viele, ich fahre in den Sommer. Aber nein, es ist Winter, und Nächte und Morgende können sehr kalt sein. Aber die Sonne scheint, das ist das Wohltuende. Der Drang nach dem Draußen mehrt sich, das sich ins Weite dehnende. Manchmal kommt es einem albern vor, dass man ein Buch liest, während der Sommer tobt. Endlich wird mal ganz vieles sichtbar. Auch vieles vom irrtümlichen Denken, dass der Sommer Natürliches hervorlockt. Jede Entblößung ist nicht automatisch natürlich und dadurch gefällig.  Auf der anderen Seite stelle ich mir einen Sommer mit Burka auch nicht leichter vor. Auch die meisten Inderinnen, die ich kenne, achten penibel darauf, dass sie nicht z u vielem Sonnenlicht ausgesetzt sind. Direkt im Sonnenlicht sitzen ist eh nur im Winter möglich. Im Sommer bleibt, wer immer kann, im Haus. Hier  im Westen werden vor den Sommerferien Bücher vorgestellt, die irgend jemand für den sommerlichen Lesebedarf der Menschen geeignet findet. Das sind meistens Krimis, die nun die von der täglichen Arbeit Entlassenen und Entlasteten bei der langweiligsten aller Handlungen, der Ferienpflichtbräunung, vom einbrechenden Ferienschlummer weghieven sollen. Es wird informiert, dass man sich bei der Hitze nur auf Leichtes konzentrieren kann. Ein Kommissar, eine Leiche, jemand, der es war, Tatort Strand. Ob man nun zuhause bleibt oder an fremden Küsten herumliegt, man kann sich nicht entkommen. Im Gegenteil, man kann sich begegnen. Nachbarn laufen mehr herum, alle pflücken von den Himbeersträuchern, freuen sich zur Abwechslung mal, dass der Hund hinaus muss, denn draußen ist es schön. Im Wald denkt man an Märchen. Es war einmal ein Sommer, der war wie ein richtiger Sommer. Man hatte die Sommersachen an, musste ständig überlegen, was man denn nun wieder anzieht, was leicht genug ist, um sich damit komfortabel zu bewegen. In Indien am See beneide ich manchmal einen Nu lang die Männer, die bei ansteigender Hitze fröhlich lachend in den See pflatschen. Es gibt auch badende Frauen, im Sari, voll bekleidet. Doch an einigen indischen Meeresstränden hat sich die aus dem Westen importierte Nacktheit etabliert, und viele profitieren von den Auswüchsen des Enthemmten. Als endlich wieder Sommer war für die Kinder der Nacht, deren bleiche Haut so sonnenlos wurde durch die genetischen Zerstörungen hindurch. Es kann auch sein, dass sich ein Gleichgewicht herstellt. Es sieht manchmal schlimm aus, denn auch im Sommer werden Menschen nicht automatisch besser. Aber vielleicht gleicht sich nur etwas aus, verändert sich, weil es muss. Auch der hohe Blutdruck herrscht überall. Die Beunruhigung, ob man für das Daseinende gesundheitlich fit ist. Der Sommer lässt auch so etwas Flüchtiges wie die Mode der Smoothies einen Moment lang als dauerhaft erscheinen, wie so vieles, was konsumiert bzw reflektiert wird.. Einer der Hochgenüsse des Sommers ist der Schatten. Die Bilder, die durch das Licht entstehen, der unbeschreibliche Freiraum der Tiere. Sommer – langer Gedankenstrich, empfangenes Recht auf Grün….

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